[40] Helchias. Elisabeth. Rebecca. Susanna. Samri. Gorgias.
HELCHIAS.
Frid mit dir /
ELISABETH.
O liebste tochter mein
REBECCA.
O Susann du trawte schwester mein[40]
ELISABETH.
Hülff uns lieber got in ewigkeit
Wie kumts ewig / das in sölches leid
Du mein liebste tochter kummen solt?
Welchs ich lang der meid nicht glauben wolt
Solstu nu zur zeit deinr höchsten ehrn
Fur ein sölche erst gehalten werdn
Die du hast von jugnt dein lebn gefürt
Keüsch / wie einer frummen frawn gebürt
Ach das dir soll gschehen sölche gwalt
Got wöll sehen an dein unschuld baldt
SUSANNA.
Sey dann das mir got mein herr helff draus
Ist es auch mit meinem leben aus
Dann sie mir den todt gedrohet han
Weil ich nicht nach yhrem willn hab than
HELCHIAS.
Liebe tochter / hör ytz auff vom klagn
Dann wir wollen got dein not fürtragn
Der on zweyffel dir wirt helffen aus
Machen sie gleich was sie wöln daraus
Wollst uns selber recht erzeln die sach
Wie du kumst zu diesem ungemach
SUSANNA.
Da die sonn heut warm zu scheinn anfieng
Nach gewonheit ich inn garten gieng
Wolt beym brunn mich badn ein kleine weil
Drumb ich sandt die meyd von mir in eil
Ließ den garten fest beschliessen zu
Meint ich wer nu da mit guter rhue
Da erhubn sich plützlich zu mir her
Dise richter / des erschrackh ich sehr
Bald sie mir yhr unart mutten an
Lagn mir auch mit bitten hefftig an
Theten mir dazu verheissung viel
Das ich mich ergeb zu yhrem will
Da sie aber nichts mit güt von mir[41]
Kundten habn / da nahmens frevel für
Und bedrohten mich mit yhrer gwalt
Sagten / was fur gfar mir volgen salt
Wie sie mir mein ehr und auch das lebn
Nehmen wolten / so ich nicht ergebn
Würde mich zu yhrem willn so bald
Da ich aber yhn nicht ghorchen wolt
Worden sie von stund vol zorn und grym
Rufften meinem gsindt mit lauter stym
Sagten / wie ich die und dise wer
Also kum ich leider yn die gfer
SAMRI.
Hab ich nicht die sach errhaten fein
Das die richter selber bößwicht sein?
GORGIAS.
Das sie potz / wer het sich des vertraut
Das sölchs steckhen sol yn alter haut?
HELCHIAS.
Helff dir got du liebe tochter mein
Welchem wol ist kund die unschuld dein
SUSANNA.
Wenn doch nur mein her verbanden wer
Oder wuste disen yhamer schwer
ELISABETH.
Schweig / vileicht wird er nu kumen schir
REBECCA.
Liebe schwester / got wöll helffen dir.
David der prophetisch man
Zeigt an
Durch gottes geist gelehret[42]
Wer sich fest auff got erbawt
Und trawt
Der wird nicht umbgekeret
Wie Syon steht er unbewegt
Wird nicht geregt
Von starcken winden
Des fleischs / des teüffels / und der welt
Gegn yhn sich stelt
Sich nicht mit sunden
Von yhn läst überwinden
Sein haus auff einn felsen hart
Verwahrt
Ist gwaltig unterfasset
Wasser / windt / kans nicht bewegn
Noch regn
On schad sichs alls abstosset
Got fürchten ist sein burgk / und schloß
Kein teüffels gschoß
Kan das zersprengen
Gots wort sein waffen ist und schwert
Damit er wehrt
Läst sich nicht drengen
Zu sundt / und abfal brengen
Aber wer den hern veracht
Nicht tracht
Auff seine wort und wege
Den thut wie ein rhor im teicht
Gar leicht
Ein kleiner windt bewegen
Sein haus gepaut ist auff den sandt
Hat keinn bestandt
Kan sich nicht halten
Wenn yhn ein kleine sündt anficht
Und nur besticht
Wird er zerspalten
Und läst die boßheit walten
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