Scena IV

[22] Laux.


LAUX. Ich werde nun sehen, ob ich den Weg um Hamburg herum bald wieder finden kann. Ich hätte es nicht gedacht, daß ich so lange in Plitzschüne würde aufgehalten werden, doch hätte ich gerne noch ein bißchen da geruhet, wenn ich nicht so einen weiten Weg vor mir hätte. Ich muß gestehen, das Bierchen schmackte wie lauter Zucker und klebete einen recht an den Fingern, so gut war es. Ja, es war auch so ein kräftiger Trunk, daß man's mit Fingern hätte mögen austitschen. Das Quartier gefiel mir auch wohl, und hielten sich auch so ein paar schmucke Dinger bei der Frau Wirtin auf, ob's nun ihre Töchter waren, das kunnte ich nicht erfahren, sie hatten, Gott behüt uns, ein groß Geplustere oder wie man's nennt auf den Kopfe und stunden stets vor den Spiegel und klebten sich immer schwarz Pech oder was es sein müßte auf die Backen und neigten sich immer; ich halte dafür, sie gefielen einander selber wohl. Wenn ich ein junger Studente wäre gewesen, ich hätte doch einer ein Schmätzchen gegeben. So dachte ich zurücke: Laux, es tut dir's wohl ein geringer Hölzchen. Aber bin ich nicht ein Narre, daß ich mich hier vergebens aufhalte, da ich doch nicht eine Handvoll Zeit überlei habe. Nun gute Nacht, Plitschüne, Laux muß sehen, ob er bald Hamburg kann wieder zu sehen bekommen. Gehet ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 22.
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L'Honnête Femme oder die Ehrliche Frau zu Plißine
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