Scena VII

[64] Schlampampe, Schelmuffsky reisefertig.


SCHLAMPAMPE. Je, bleib doch immer bei mir, du siehst ja, daß ich jetzund mit Däfftle indem ganz alleine bin, nun die Mädchen weg sein, und wer weiß, wenn sie wiederkommen.

SCHELMUFFSKY. Frau Mutter, ich bleibe, der Tebel hol mer, nicht, ich muß Frankreich auch besehen.

SCHLAMPAMPE. Du weißt aber, wie dir's nun schon so unglücklich auf deiner Wanderschaft ist gegangen. Bleib doch immer hier, du hast ja keine Not bei mir.

SCHELMUFFSKY. Sapperment, Frau Mutter, sage Sie mir nicht von Bleiben, wenn ich hätte bleiben wollen, so wäre ich, der Tebel hol mer, schon längst geblieben.

SCHLAMPAMPE. Folge mir doch immer, Schelmuffsky.

SCHELMUFFSKY. Mit einem Wort, Frau Mutter: Ich bleibe, der Tebel hol mer, nicht; Sie lebe wohl, und ich wünsche, daß ich Sie in etlichen Jahren gesund wieder sprechen möge.

SCHLAMPAMPE. Und willst auch noch darzu so lange wegbleiben?

SCHELMUFFSKY. Unter zehn Jahren werde ich, der Tebel hol mer, schwerlich wiederkommen.

SCHLAMPAMPE. Weil's denn nun nicht anders sein kann, daß du bei mir bleiben willst, so reise wohl und nimm dich in acht, damit du nicht unter die Soldaten gerätst; denn es ist in demselben Lande Krieg, wie ich gehört habe.

SCHELMUFFSKY. Das muß ich, der Tebel hol mer, nur lachen, Frau Mutter, daß Sie solch närrisch Zeug redet.

SCHLAMPAMPE. Je nun, wenn du es besser weißt als ich, ist's doch alle gut; aber wenn dir's wieder unglücklich geht und wirst bei dem Kopfe genommen, so gib nur mir die Schuld hernach nicht oder schreib, daß ich dich wieder loskaufen soll.

SCHELMUFFSKY. Es hat deswegen, der Tebel hol mer, gute Wege.[65]

SCHLAMPAMPE. Ist es doch alle gut; ich bitte dich aber nochmals, willst du zu Hause bei mir bleiben, so will ich dich von Herzen gerne sehen; wo nicht, so reise hin und komme bald wieder.

SCHELMUFFSKY. Frau Mutter, Sie hat's aber nun, der Tebel hol mer, bald hundertmal gehöret, daß ich nicht bleibe, und unter zehn Jahren werde ich auch schwerlich wiederkommen.

SCHLAMPAMPE. Nun, so will ich dir auch kein Wort mehr sagen. Wenn du deiner Mutter nicht folgen willst, so reise hin; ich wünsche nochmals, daß dir's möge wohl gehen.

SCHELMUFFSKY. Ei Sapperment, ist das nun nicht ein Gewünsche und ein Wohlgegehen da! Geht mir's nicht wohl, so geht mir's nicht wohl, ich frage ja, der Tebel hol mer, nichts darnach. Gehet ab.

SCHLAMPAMPE. Je, so gehe und komme mir nimmermehrn vor meine Augen wieder, du gottloses Kind! Ad spectat. Dächte es nun wohl ein Christenmensche, daß eine Mutter von ihren Kindern so könnte gequälet und gemartert werden? Je, habe ich meine Plage nicht auf der Welt? Ja, wenn ich so manchmal dran gedenke, so härme ich mich auch so drüber, daß ich flugs ganz krank werde.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 64-66.
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