Scena XI

[94] Der Prospekt eröffnet sich: Der Schlampampe ihr Schlafzimmer, allwo sie mit Däfftle in einem Bettkorbe liegt, und stehen folgende um sie herum: Camille, Charlotte, Cratippo, Lerius sitzt an einem Tisch mit drei Zeugen, Schelmuffsky liegt im Hemde auf der Erden vor dem Bette, Lorentz, Schnürtzchen.


CRATIPPO. Wie gesagt, meine Frau, wir können nichts weiter tun, als daß wir erwarten, wie diese Arznei anschlagen wird.

SCHLAMPAMPE redet ganz kränklich. Ach, wenn ich nur nicht so matt wäre.

CAMILLE. Wie ist Ihr aber die Krankheit, Frau Gevatterin, so geschwinde angewandelt? Es fehlte Ihr ja vorhin nichts.

SCHLAMPAMPE. Ich gebe es nichts anders als der Bosheit[94] und Eifer Schuld, denn wie vielmal ich mich über meine Rabenäser lebenslang erzürnet habe, das ist auf keine Kühhaut zu schreiben.

CLARILLE. Ei ich dächte, wir hätten uns zehnmal mehr über sie erzürnet als sie über uns, und nun kann sie sagen, wir wären Ursache an ihrer Krankheit.

SCHLAMPAMPE. Nun, nun, gib dich nur zufrieden, du wirst mich bald loswerden.

DÄFFTLE. Nein, liebe Frau Mutter, Sie muß nicht sterben, hernach müßte ich alleine schlafen.

SCHLAMPAMPE. Du herzer Sohn du, ich lebte freilich lieber, als daß ich sterben sollte; ich kann aber nit dafür, wenn der Tod nicht will.

DÄFFTLE. Es ist wohl endlich wahr, Frau Mutter, wir müssen alle sterben, wenn Zeit und Stunde kommt.

CRATIPPO. Der kleine Sohn redet gar klug.

LORENTZ. Alleine, ginge es aber nicht an, wenn man dem Tode so ein paar gelbe Zahlpfennige in die Hadern schmisse, daß er etliche Jahr Nachsicht hätte?

LERIUS. Ihr herzer Freund, wenn das anginge, so würde mancher noch am Leben sein, der jetzo schon längst vergessen ist.

SCHELMUFFSKY. Der Tebel hol mer, ich wollte, daß ich schon tot wäre, daß ich nur von der Welt weg käme.

CHARLOTTE. Frau Mutter, wie ist's dann itzo, wird Ihr denn nicht ein bißchen besser?

SCHLAMPAMPE. Ach du herze Tochter, es wird immer schlimmer.

SCHNÜRTZCHEN. Ihr Leute, wenn sie nur schlafen könnte; ich bin gut dafür, es würde sich ändern.

CRATIPPO. Erweisen Sie mir den Gefallen und lassen Sie etwas mit Reden verschonet; vielleicht findet sich ein Schlaf.

LERIUS. Ich hielte es auch vor den besten Rat.

CRATIPPO. Indessen wünsche ich gute Besserung, meine Frau, und auf den Abend will ich Ihr wieder was verordnen,[95] auch, wann's meine vielfältigen Geschäfte zulassen wollen, einen Gang mit einsprechen.

SCHLAMPAMPE. Es ist ganz gut, inmittelst sage ich Dank, daß der Herr Doktor mich besucht hat, und vor seine gehabte Müh soll er schon mit Dank kontentiert werden.

CRATIPPO. Es hat nichts zu sagen. Geht der Herr Notarius mit?

LERIUS. Ich bin doch hier nun auch nichts mehr nütze, ist doch ihr letzter Wille vollbracht. Hat sie aber mir noch was zu befehlen, meine Frau? Wo nicht, so will ich hiermit auch Abschied genommen haben und wünsche gleichfalls gute Besserung.

SCHLAMPAMPE. Ich weiß ja nichts mehr, Er habe indessen Dank, daß Er mich besucht hat, und wegen des Testaments soll Er schon seine Gebühr zu gewarten haben.

LERIUS. Es hat nichts zu sagen. Sie leben allerseits wohl.

CRATIPPO. Ihr Diener allerseits. Geht mit Lerio aus dem Schlafzimmer.

CHARLOTTE UND CLARILLE. Schönen Dank.

LORENTZ. Großen Dank.

SCHNÜRTZCHEN. Schönen Dank.


Das Schlafzimmer wird bedeckt.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 94-96.
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