Der Berg

[638] Sechsunddreißig Mal und hundert Mal

hat der Maler jenen Berg geschrieben,[638]

weggerissen, wieder hingetrieben

(sechsunddreißig Mal und hundert Mal)


zu dem unbegreiflichen Vulkane,

selig, voll Versuchung, ohne Rat, –

während der mit Umriß Angetane

seiner Herrlichkeit nicht Einhalt tat:


tausendmal aus allen Tagen tauchend,

Nächte ohne gleichen von sich ab

fallen lassend, alle wie zu knapp;

jedes Bild im Augenblick verbrauchend,

von Gestalt gesteigert zu Gestalt,

teilnahmslos und weit und ohne Meinung –,

um auf einmal wissend, wie Erscheinung,

sich zu heben hinter jedem Spalt.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 638-639.
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