Die vier Namen

[49] Vier Namen flecht' ich in den Sang,

Wie ich's vermag, aufs beste,

Daß man darauf mit Becherklang

Anstoßen kann beim Feste.

Ihr lieben Namen alle vier,

Ich hoffe doch, ihr werdet hier

Euch miteinander vertragen.


Der erste Nam', und das ist Arndt,

Der hat zu allen Zeiten

Vorm fremden Wesen streng gewarnt

Und ließ nie ab vom Streiten;

Er stellt' als unverdrossner Scherg'

Sich vor den welschen Venusberg,

Der wahre treue Eckart.
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Der zweite Nam', und das ist Jahn,

Der unser Volkstum geschrieben,

Von dem, da es fraß Feuerszahn,

Die Überschriften uns blieben;

Drauf hat er noch mit gutem Stift

Geschrieben eine Runenschrift,

Der nordische Runenmeister.


Der dritte Nam' an dieser Statt

Das ist der begeisterte Görres,

Der auch ein Blatt beschrieben hat,

Ein grünendes, kein dörres;

Darauf mit dem Merkuriusstab

Er hoch und tiefe Deutung gab,

Der Himmelszeichendeuter.


Den vierten Namen nenn' ich stracks

Und werde gern sein Preiser,

Das ist von Schenkendorf der Max,

Der sang von Reich und Kaiser:

Der ließ die Sehnsucht rufen so laut,

Daß Deutschland ihn, die verlassne Braut,

Nennt ihren Kaiserherold.
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Das sind die Namen, deren Klang

Ich war bemüht aufs beste

Zu flechten hier in meinen Sang,

Sie herzubringen zum Feste;

Und sind euch lieb, wie mir, die vier,

So stoßt die Becher an mit mir

Auf mein vierblättriges Kleeblatt.

Quelle:
Friedrich Rückert: Werke, Band 1, Leipzig und Wien [1897], S. 49-51.
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