Gewitternacht

[349] Hinaus! hinaus! Die Nacht hängt schwül,

Schwer lastend über meinem Pfühl,

Fern hör' ich es gewittern;

Durch der Kastanien Blätter geht,

Gleich Stimmen, halb vom Sturm verweht,

Ein Rauschen hin, ein Zittern.


Laut bei des Donners Rollen klingt,

Indes der Wind die Wipfel schwingt,

Der Nachtigall Geschmetter;

Heiß fallen auf ihr kleines Nest

Die ersten Tropfen durchs Geäst,

Und höher steigt das Wetter.


Durch Donner hallt und Sturmgebraus

Mir eine Stimme. Fort, hinaus!

Ich flieg' hinab die Stufen,

Zu dir in Blitz und Wirbelwind,

O Mutter Nacht! Du hast dein Kind

Vergebens nicht gerufen.

Quelle:
Adolf Friedrich von Schack: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Stuttgart 31897, S. 349.
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