Einladung auf das Feld.

[147] Sag kleiner Abgott hast du auch

In schwüler Sommernacht

Kein Picknickspiel nach Venus Brauch

Wo ohne mich gemacht?
[147]

Sag' hat dein weiblich Herzchen sich

Von mir nicht schon entwöhnt?

Hast du in Haselsträuchen Dich

Warm bloß nach mir gesehnt?


Wenn Dich der Laube dämmernd Licht

Das Mooß im schatt'gen Hayn

Zum Schlaf einlud, wünschst Du dann nicht

Von mir geweckt zu seyn?


Sprich, sprich – und dann komm mit ins Feld

Das reizender nie war,

Wo Ceres Garben aufgestellt,

Der Venus zum Altar.
[148]

Kein Sopha den stahlfederreich

Goldfarbger Atlas schmückt,

Ist so schön, so elastisch weich

Zum Menschenspiel geschickt.


Der Tag da ich zuerst Dich sah

Ist Heut. Er sey ein Fest,

Und wohl Uns wenn sich Paphia

Heut von uns opfern läst.


Scheu nicht ums Aug den Lazurstrich

Scheu nicht ein blaß Gesicht,

Der Mond hat seinen Hof, schämt sich

Der Silberbläße nicht.
[149]

Schling um den Hals mir deinen Arm

Schnell öfne das Portal

Der Nymphengrotte, wollustwarm

Küß Amors Opferstal;


Und stirb in süßer Ohnmacht hin,

Bis milder Balsamsduft

Dich, kleine Amorspriesterin,

Ins neue Leben ruft.
[150]

Quelle:
[Johann Georg Scheffner]: Gedichte im Geschmack des Grecourt, Frankfurt; Leipzig 1771, S. 147-151.
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