Der Kaiser Alexander

[78] Ein Held ist ausgezogen,

Ein Held der Freundlichkeit,

Ihn trug auf rauhen Wogen

Die wildbewegte Zeit.

Er nahm zu Schwert und Schilde

Den Glauben und die Treu,

Sein Gürtel heißet Milde

Und Gott sein Feldgeschrei.


Ein Held ist ausgezogen,

Ein Retter dieser Zeit

Mit Roß und Mann und Bogen

In Gottes heil'gen Streit.

Es drang zu seinen Ohren

Ein hohes Gotteswort,

Da hat er sich verschworen

Der Freiheit Held und Hort.


An seines Volkes Herzen

Wuchs ihm die Heldenbrust,

Aus Flammen und aus Schmerzen

Blüht höchste Liebeslust!

O steiget, Moskaus Flammen,

Wie Säulen himmelan!

Der Flammenburg entstammen

Soll der gewählte Mann.


Der Mann von Gott erlesen,

Der seinen Ruf gehört,

Daß er des Teufels Wesen

In dieser Zeit zerstört.[78]

Frisch auf zum Heldenlaufe,

Weit auf in fernes Land,

O Mann, in heil'ger Taufe

Zum Helfer schon ernannt.


Wolauf zum Ehrengarten;

O Kaiser, steh am Belt

Den Waffenbruder warten,

Den königlichen Held.

So ist es wol gelungen

Den Freunden alter Welt,

Die manchen Feind bezwungen

Und manches Thier gefällt.


Gen Deutschland mußt du ziehen,

Ins mütterliche Land,

Sollst glänzen dort und glühen,

O Schwert in Kaisershand.

Da sollst du treulich halten

Ein peinliches Gericht,

Ein heil'ges Amt verwalten,

Umstrahlt von Gottes Licht.


Gen Deutschland sollst du ziehen,

Du lieber Gottesheld,

In Deutschland soll erblühen

Das Heil für alle Welt.

Da wird es dir erscheinen,

Was Gott der Herr gedacht,

Als er zum Heil der Seinen

Den großen Plan gemacht.


O nehmt ihn auf, ihr Brüder!

Er stammt aus deutschem Blut,

Den Deutschen bringt er wieder

Der Freiheit altes Gut;

Wie man die heil'gen Boten

Des Himmels nur geehrt,

Sei ihm der Gruß entboten,

Der Gottes Ruf gehört.

Quelle:
Max Schenkendorf: Gedichte, Leipzig o.J, S. 78-79.
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