Eilfter Auftritt

[724] Konzertsaal.

Leonore. Arabella. Rosa. Alle beängstiget.


LEONORE. In den Konzertsaal versprach Fiesco zu kommen, und kommt nicht. Eilf Uhr ist vorüber. Von Waffen und Menschen dröhnt fürchterlich der Palast, und kommt kein Fiesco?[724]

ROSA. Sie sollen sich hinter die Tapeten verstecken – Was der gnädige Herr damit wollen mag?

LEONORE. Er wills, Rosa, ich weiß also genug, um gehorsam zu sein. Bella, genug, um ganz außer Furcht zu sein – Und doch! doch zittr ich so, Bella, und mein Herz klopft so schröcklich bang. Mädchen, um Gottes willen! Gehe keines von meiner Seite.

BELLA. Fürchten Sie nichts. Unsre Angst bewacht unsern Fürwitz.

LEONORE. Worauf mein Auge stößt, begegenen mir fremde Gesichter, wie Gespenster hohl und verzerrt. Wen ich anrufe, zittert wie ein Ergriffener, und flüchtet sich in die dichteste Nacht, diese gräßliche Herberge des bösen Gewissens. Was man antwortet, ist ein halber heimlicher Laut, der auf bebender Zunge noch ängstlich zweifelt, ob er auch kecklich entwischen darf? – Fiesco? – Ich weiß nicht, was hier Grauenvolles geschmiedet wird – Nur meinen Fiesco Mit Grazie ihre Hände faltend. umflattert, ihr himmlischen Mächte!

ROSA zusammengeschröckt. Jesus! Was rauscht in der Galerie?

BELLA. Es ist der Soldat, der dort Wache steht. Die Schildwache ruft außen: »Wer da?« Man antwortet.

LEONORE. Leute kommen! Hinter die Tapete! Geschwind! Sie verstecken sich.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 724-725.
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