Vierter Auftritt.

[44] Stoffel Knips und seine Frau.


STOFFEL KNIPS.

Guten Tag, mein Weibchen, bist Du schon auf mein Kind?

FRAU KNIPS.

Ja schlaf nicht so lange, wie Du, faules Rind.

STOFFEL KNIPS.

Zankst Du schon wieder Du saubres Haar?

War doch ein rechter Schöps, fürwahr!

Daß ich so 'nen Satan zur Frau genommen.

Kaum fährt sie in den Pantoffel hinein,

So fängt sie auch schon an zu schrei'n.

Möcht schier auf die Gedanken kommen,

Daß Du vom Teufel wirst geritten

Will nur den Pater Gaßner lassen bitten

Daß er –

FRAU KNIPS.

Nu läuft mir die Galle über

Jezo Kerl krigst Du 'nen Nasenstüber

Du Schlingel willst Du Dein Weib tuschiren?

Rakker Dich muß der Teufel regieren.

Sprich, Kerl, willst Du mich respektiren?

STOFFEL KNIPS.

Halt's Maul Weib, seh's, bist vom Teufel besessen

Hast Du, Schindluder, schon wieder vergessen,[45]

Was Dir der Pfarrer befohlen hat?

Ich soll Dein Herr sein früh und spat.

Willst Du klüger seyn, wie der Pfarrer? He, ho

Bist doch so dumm, wie ein Bund Stroh.

FRAU KNIPS.

Sieh Kerl, ich thu Dir den Hals umdrehen

Mit Deinem Weibe so umzugehen.

Aber wart nur Du abscheulicher Bengel:

Das Hirn tret ich Dir mit den Füßen aus

Bist nicht gleich stille, wie 'ne Maus.

STOFFEL KNIPS.

Nun sei nur ruhig mein lieber Engel.

Hab Dir auch ein Geschenk mitgebracht,

Das wird Dir viele Freude machen.

Hab 'nen Hansnarren aufgejagt

Wirst Dir die Schwerenoth am Leibe lachen:

Wenn Du'n wirst sehn.

FRAU KNIPS.

Sei 's den Himmel geklagt!

Als wenn ich nicht Narrens genug hätt an Dir,

Bist selbst in gar poßierliches Thier!

Geh mir mit dem Kerl, ich rath es Dir.

STOFFEL KNIPS.

Da kömmt er schon, sieh ihn nur an.[46]

FRAU KNIPS beiseite.

Ein hübscher Kerl! wart, soll Dir Hörner sezen.


Zu Stoffeln.


Na, nimm mirs nicht übel, lieber Mann,

Sieh, wie mich Thränen der Reue nezen.

Weist's: thut mich gleich alles in Flammen sezen,

Doch mein's nicht so bös'!


Zu Hanswurst.


Nur nu herrein,

Sei Er willkommen, mein guter Mann.


Quelle:
Johann Friedrich Schink: Marionettentheater. Heidelberg 1925, S. 44-47.
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