An Fräulein Cäcilie von G.

[13] Gleich einer Rosenknosp' in zarter Hülle

Hat schon als Kind Cäcilie mich entzückt.

Ein jeder Zug verrieth der Schönheit künft'ge Fülle,

Die jetzt die holde Braut im Myrtenkranze schmückt.

Vergeßen hatt' ich längst die Kunst der Lieder,

Seit auf mein Haupt der Schnee der Jahre sich gesenkt.

Nun regt, verjüngt, sich die Begeistrung wieder,

Da sie noch aus der Ferne mein gedenkt.

Ein heitres Looß und jegliches Gedeihen

Verheißt die Mus' ihr durch des Dichters Mund:

Denn Schön'res können ja die Götter nicht verleihen,

Als edler Herzen inn'gen Bund.

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke Band 1, Leipzig 1846, S. 13-14.
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