[5] TROILA.
Recitativ.
Sieh', o sieh, mein Sohn!
Wie die Liebe dieser guten Leute
Die Wiederkehr des Tages feiert,
An dem wir verlassen und hilfesuchend hier erschienen.
Doch du nimmst keinen Antheil
An dem reinen Glücke, das mein Herz erfüllt.
ALFONSO.
Mich drückt Dein streng Gebot,
Daß ich aus diesem Thale mich nicht entfernen soll.[5]
TROILA.
So lautet das Gesetz und noch muß es besteh'n.
ALFONSO.
Ach, länger kann ich nicht die Schranken mehr ertragen,
Es liegen diese Berge wie lastend auf der Seele.
Arie.
Schon wenn es beginnt zu tagen,
Wird in mir die Sehnsucht wach,
Vögel fliegen, Wolken jagen
Und mein Herz will ihnen nach.
Mittags lieg' ich an der Quelle
An dem hellen Silberbach,
Welle sendet er auf Welle
Und mein Herz eilt jeder nach.
Seh' ich dann den Abend glühen
Und das Licht stirbt allgemach,
Möcht' ich mit der Sonne ziehen
Ihren gold'nen Strahlen nach.
Nachts erglänzen tausend Sterne
An des Himmels blauem Dach,
Mächtig zieht's mich in die Ferne
Ihrem süßen Schimmer nach.
Und so rufet jede Stunde
Heißes Sehnen in mir wach,
Aus des Herzens tiefstem Grunde
Tönt's: Gib meinem Drängen nach.
TROILA.
Recitativ.
Wohl begreif' ich Deinen Schmerz,
Doch kann ich ihn nicht lindern;[6]
Es herrscht in jenem Land, das an das uns're grenzt,
Ein mächtiger Tyrann.
Vor seinem kühnen Schwert
Schützt uns der Felsen Wall und unser stilles Leben.
ALFONSO.
So laß' mich zu ihm ziehen
Und ihn zum Kampfe fordern.
TROILA.
O zähme, lieber Sohn, den Muth in kühner Brust,
Noch ist die Zeit nicht da,
Doch bald – bald wird sie erscheinen.
Duett.
Schon schleichen meine Späher
Auf sich'rer Feindesspur,
Die Rache schreitet näher
Und dringt zur stillen Flur.
Die Ketten werden fallen,
Die Dich so lang gedrückt,
Im Lichte wirst Du wallen,
Bewundert und beglückt.
ALFONSO.
Noch kann ich nicht verstehen,
Was Deine Lippe spricht.
TROILA.
Viel' Dinge wirst Du sehen,
Noch ahntest Du sie nicht,
Doch glaub', daß ich Dich rette
Aus diesem düstern Ort.
Gibt Alfonso eine goldene Kette.
[7]
Empfange diese Kette,
Zum Pfande für mein Wort.
ALFONSO.
O Vater, ja errette
Mich aus dem düstern Ort,
Ich nehme diese Kette
Zum Pfande für Dein Wort.
TROILA.
Es knüpft an dies Geschmeide
Das Schicksal Deine Bahn,
Es sei in jedem Leide
Dein Hort, Dein Talisman.
ALFONSO.
Es leuchte dies Geschmeide
Als Stern auf meine Bahn,
Es sei in jedem Leide
Mein Hort, mein Talisman.
Ein Hornruf ertönt vom Thale herauf.
TROILA.
Recitativ.
Das Horn des Rufers ertönt,
Huldigend nahen die Freunde.
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