43. Die »Haiden«1 zu Kettershausen.

[42] Kettershausen unweit Babenhausen in Schwaben. – Augsb. Unterhaltungsbl. 1843. N. 43. S. 170.


Zu Kettershausen vor dem Ort liegt in einem Hohlweg des Wagners Haus. Vor Zeiten ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen, denn die[42] »Haiden« haben in der Nähe gehauset in einem Berge, und sie kehrten oft beim Wagner ein und halfen der Wagnerin in ihrem Hauswesen. Zu Nachts, wenn die Wagnersleute geschlafen, sind sie insgeheim in's Haus gekommen, und haben Wasser getragen, die Stube ausgekehrt, den Stall gemistet. Und so ist es in allen Dingen gewesen. Dafür wußte aber auch die Wagnerin es drauf anzulegen, die »Haiden« bei gutem Muthe zu erhalten; denn alle Abende legte sie ein Brödlein unter die Thür, und stellte ein Krüglein mit Wasser dazu; und so oft etwas mehr zu thun war im Hauswesen, gab sie drei Brödlein und drei Krüglein, und man hat allezeit reinen Tisch gefunden. So ist es viele Jahre gewesen. Aber plötzlich sind sie ausgeblieben und nicht wieder gekommen; wahrscheinlich hat die Wagnerin das Ding ausgeschwätzt, und so etwas können sie nicht leiden, die »Haiden«, wie man dieß aus vielen andern Geschichten weiß.

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Wichtelmännchen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 42-43.
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