216. Des Bischofs Jagd.

[213] Von Ludwig Braunfels. – Die Volkssage liebt es, schalkhaft zu werden, vorab in Deutung der Ortsnamen. Hoffmann ann. Bamb. p. 19. Spruner Handb. für Mainreisende S. 39. L. Braunfels Mainufer S. 158. Franken von G.v. Heeringen S. 74.


'S war in der guten alten Zeit;

Der Bischof und sein Jagdgeleit,

Die thäten mal auf's Pirschen gehn.

Er sprach: »Heut muß was Rechts geschehn!

Mir schwant's fürwahr, daß diese Jagd

Noch unsern Enkeln baß beklagt.«
[213]

Nun treibt der Bischof im Revier

Ein Häslein auf, ein zartes Thier;

Doch schnell entspringt's in's Uferfeld,

»Ach, Has' fort!« seufzt der fromme Held.

Zum Denkmal für dies große Wort

Das Städtlein Haßfurt baut' er dort.


Und wie er schier den Muth verlor,

Da blicken plötzlich halb hervor

Zwei Hasenlöffel hinter'm Kraut,

»Ha, der is!« ruft der Bischof laut.

Zum Denkmal für dies große Wort

Das Kloster Theres baut' er dort.


Der Has vergoß sein junges Blut.

Da sprach der Bischof wohlgemuth:

»Auf Pirschen bürsten, heißt der Reim;

Drum, habt ihr Jäger Durst, geht heim!«

Zum Denkmal für dies große Wort

Das Dörflein Gädheim baut' er dort.


O Vorzeit, die in Stein und Erz

Verkörpert fürstlich frommen Scherz!

Wo Stadt und Dorf und Kloster flugs

Aus der Geschichte Boden wuchs!

O Zeit, wir weckten dich so gern;

Doch ach! du schläfst den Schlaf des Herrn.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 213-214.
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