242. Das Cyriakus-Panier zu Würzburg.

[236] Monumenta Kilianea (von Reuß) Würzburg 1844, I. Gropp coll. nov. II., 42.


Nach dem Tode des Bischofs Iring von Reinstein im Januar 1266 hatte das Domkapitel neue Bischofswahl vorgenommen. Es waren aber auf die Grafen Konrad von Trimberg und Berthold von Henneberg gleiche Wahlstimmen gefallen und beide bemühten sich eifrigst, in den Besitz des fränkischen Herzogshutes zu gelangen. Während Konrad nach Rom gereist war, bestürmte Berthold das Domkapitel, ihn als Bischof anzuerkennen. Dieses wies jedoch seine Anträge zurück und ernannte einstweilen den Domdechant Berthold von Sternberg zum Stiftspfleger. Zornentbrannt verließ der Henneberger die Stadt, um bald mit einem mächtigen Heere wiederzukommen. Unterdessen traf auch der Stiftspfleger gute Vorkehrungen, dem Anfalle eines ungerechten Feindes Widerstand zu leisten. Bald zog die Schaar der Würzburger in's Feld; eine große, mit dem Bilde des heiligen Kilian geschmückte und im Dome geweihte Standarte wurde vorangetragen. Es war am 8. August, dem Cyriakustage, als die Würzburger den an Zahl weit überlegenen, sorglos gelagerten Feind bei Kitzingen angriffen. Nach heißem Kampfe wurden die Henneberger geschlagen. In wilder Flucht stürzten sie über den Main, der sich vom Blute der Erschlagenen röthete. Darauf zog der Stiftspfleger im Triumphe zu Würzburg ein und ließ die geweihte Standarte als Siegeszeichen im Dome aufhängen. Alljährlich wurde zum Andenken die Cyriakusprozession gefeiert. Das Cyriakuspanier aber wird noch heute in der Sammlung des historischen Vereins bewahrt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 236-237.
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