993. Das Gesundheitsbrünnlein.

[57] Mündlich.


Eine halbe Stunde von Würzburg entfernt, von Rebenhügeln umgeben, entspringt in der Nähe von Gerbrunn, jedoch noch im Würzburger Weichbilde, aus einem Felsen eine kühle Quelle, deren Wasser einen steinigen Grund durchfließt und sich Heidingsfeld gegenüber in den Main ergießt. Diese Quelle führt den Namen Arlandsquelle, Olesquelle, das Volk aber heißt sie das Gesundheitsbrünnlein.

Vor Alters soll an dieser Quelle – der Sage zufolge – ein frommer Kapuzinerbruder, Namens Arland, mit diesem Wasser die Leute von Zahnweh, Hämorrhoiden und Hypochondrie geheilt haben, und daher habe die Quelle seinen Namen erhalten.

War Jemand mit Zahnweh behaftet, so mußte er zur Quelle treten, den Mund voll Wasser nehmen, das Wasser eine Zeitlang im Munde halten und dann in das Bächlein ausspeien, damit es fortfließe, und dazu sprechen:


Ich gehe in den Grund,

Nehm' Wasser in mein Mund,[57]

Und halt es in mein Mund,

Und spei' es wieder in den Grund,

So werden meine Zähn'

Im Namen Jesu wieder gesund.


Dieß mußte er dreimal thun. Und Jeder, der dieß mit Vertrauen that, wurde von seinem Uebel geheilt.

Noch heute werden dem Gesundheitsbrünnlein gute Einwirkungen auf den menschlichen Körper zugeschrieben, und im Frühling und Sommer wird es häufig besucht.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 57-58.
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