1091. Die schwarze Kuh in Schlottenhof.

[137] Mündlich.


Bei dem Städtchen Arzberg liegt das ehemalige Kloster Schlottenhof. Die Gebäude sind von ausgezeichnet architektonischer Schönheit und so umfangreich, daß das königliche Forstamt blos das sogenannte Gartenhaus zu seinem Gebrauche für hinreichend gefunden hat.

In dem Stalle des dortigen Rittergutes ist seit undenklichen Zeiten eine schwarze Kuh gestanden. Diese Kuh hatte das Ansehen eines durch anstrengende Arbeit sehr ermüdeten Rindes, die Augen waren hervorstehend, der Körper mit Schweiß bedeckt. Da gesagt wurde, wo nicht eine solche schwarze Kuh auf dem bestimmten Platze stünde, würde der Stall durch ein Viehsterben heimgesucht werden, so wurde darauf gehalten, daß stets eine andere schwarze Kuh vorräthig war, im Falle die erstere sterben sollte. Einmal geschah es, daß die schwarze Kuh in den Boden sank. Als das Thier wieder emporgehoben war, fand sich, daß die Kuh auf einer eisernen Thüre, welche eine große Tiefe überdeckte, gestanden und auf dieser in die Oeffnung hinabgesunken war. Darauf wurde diese mit einer neuen Thüre versehen und die Kuh nahm wieder den gewöhnlichen Platz ein.

Zu Zeiten eines Herrn von Benkendorf, dessen Urenkel Schlottenhof noch heute besitzen, starb die schwarze Kuh und es mußte ihre Stelle aus Mangel einer anderen unbesetzt bleiben. Der damalige Pächter ersuchte seinen Herren um eine ähnliche Kuh, dieser, ärgerlich über das Drängen des Pächters, erklärte, er wolle den Schaden tragen, welcher aus Mangel einer schwarzen Kuh entstehen würde. Darauf erkrankte das Vieh des[137] Pächters und starb in kurzer Zeit. Herr von Benkendorf hatte großen Schaden uud mußte mit vieler Mühe eine solche Kuh herbeischaffen. Von der Zeit an soll alles Vieh gesund geblieben sein.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 137-138.
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