Epilog

[105] Wie Euch das Stück gefiel, seid nun befragt.

Ich bin zwar wie ein Schulbub' nicht verzagt,

Doch bitt' ich Euch, bleibt noch ein bischen stehn,

Daß ich mir Eure Mienen kann besehn.

Wie? Keiner lacht? Das ist nun freilich schier

Ein schlimmes Zeichen! Ist nicht Einer hier,

Der einmal recht geliebt? Er tret' heraus

Und zisch' uns wider sein Gewissen aus.

Wär' keiner hier, das wär' doch sonderbar!

Wir möchten Euer Urtheil, kurz und klar.

Versteht mich recht: ich bin ja meiner Sache

Nicht so gewiß; indeß, wenn auch die Mache

Euch nicht gefiel, so war die Fabel doch

Des Stückes gut, sodaß wir immer noch

Vielleicht damit erzielt, was wir gewollt.

Und wenn Ihr uns ein bischen Beifall zollt,

So werden wir bald Bess'res Euch bescheren,

Die alte Liebe zwischen uns zu nähren.

Denn alles, was nur steht in unsrer Macht,

Ist Euch, Ihr Herrn, zu Dienst. – Jetzt Gute Nacht!

Quelle:
Die englische Bühne zu Shakespeare's Zeit. Zwölf Dramen seiner Zeitgenossen. Leipzig: Brockhaus, 1890.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die beiden edlen Vettern
Die beiden edlen Vettern: The two noble Kinsmen