Fünfte Szene

[761] Ein Tiergarten in der Nähe der Burg Middleham in Yorkshire.


Gloster, Hastings, Sir William Stanley und andre treten auf.


GLOSTER.

Nun, Mylord Hastings und Sir William Stanley,

Erstaunt nicht mehr, warum ich euch hieher

In des Geheges tiefstes Dickicht zog.

So steht's: Ihr wißt, mein Bruder, unser König,

Ist als Gefangner bei dem Bischof hier,

Der gut ihn hält und ihm viel Freiheit läßt,

Und oft, von wenig Wache nur begleitet,

Kommt er hieher, sich jagend zu ergötzen.

Ich hab' ihm Nachricht insgeheim erteilt,

Daß, wenn er diesen Weg um diese Stunde

Mit der gewohnten Übung Vorwand nimmt,

Er hier die Freunde finden soll, mit Pferden

Und Mannschaft, vom Verhaft ihn zu befrein.


König Eduard und ein Jäger treten auf.


JÄGER.

Hieher, mein Fürst; hier liegt das Wild versteckt.

KÖNIG EDUARD.

Nein, hieher, Mann: sieh da die Jäger stehn. –

Nun, Bruder Gloster, Lord Hastings und ihr andern,

Steckt ihr so hier, des Bischofs Wild zu stehlen?[761]

GLOSTER.

Bruder, die Zeit und Lage fodert Eil';

An des Geheges Ecke steht Eu'r Pferd.

KÖNIG EDUARD.

Doch wohin sollen wir?

HASTINGS.

Nach Lynn, Mylord, von da nach Flandern schiffen.

GLOSTER.

Fürwahr, getroffen! Das war meine Meinung.

KÖNIG EDUARD.

Stanley, ich will den Eifer dir vergelten.

GLOSTER.

Was zögern wir? Zum Reden ist nicht Zeit.

KÖNIG EDUARD.

Was sagst du, Jäger? Willst du mit mir gehn?

JÄGER.

Besser als bleiben und mich hängen lassen.

GLOSTER.

So kommt denn, fort! und macht kein Wesen weiter.

KÖNIG EDUARD.

Leb wohl denn, Bischof! Warwicks Zorn entrinne,

Und bete, daß ich meinen Thron gewinne!


Alle ab.


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 3, Berlin: Aufbau, 1975, S. 761-762.
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