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Auf die Vermählung des Fürsten v. W.

mit der Fürstin zu S.S.

[63] Wonnebebend, süß berauscht von Freude,

Klopfen lauter unsre Herzen heute

Im Gefühle namenloser Lust;

Frohe Ahnung von zukünft'gem Glücke

Schwebt vor unserm wonnetrunknen Blicke,

Hebet schneller athmend unsre Brust!


Denn er kommt (verkündigt's laut ihr Brüder!)

Friedrich grüßt heut' unsre Gegend wieder,

Die ihm nie so schön, wie heute, schien.

Seh't! er kommt, an Friederikens Seite,

Das Entzücken nie empfund'ner Freude

Läßt ihm alle Fluren schöner blüh'n!


Hymen taumelt über ihrem Wagen,

Der, wie Juno's einst, von Pfaun getragen,

Ueber unsre stolzen Thäler schwebt;[64]

Auf der Lahne weißen Silberwellen

Tanzet die Najad', daß Fluthen schwellen,

Die Forelle sich vom Grund erhebt.


Frische Blumenkränze laßt uns streuen

Auf den Weg, den durch gedrängte Reihen

Friederikens Wagen schnell verläßt!

Alle Grazien geh'n ihr zur Seite,

Amor und Cythere feiern heute

Im Olymp ihr schönstes Götterfest.


Tauch' in Gold, o Sonne! deine Stralen,

Wenn sie Friederikens Wangen malen,

Die der Liebe süßes Glück verschönt.

Die Natur stimmt ein in unsre Freude,

Kommt geschmückt im schönsten Feierkleide,

Ihre grünen Locken sind gekrönt; –


Sind gekrönt mit einem Rosenkranze;

Wie sie schwebt in hohem Götterglanze

Ueber unsre bunten Fluren hin![65]

Ihrem Hauch entströmen Nelkendüfte,

Froher jauchzen Sänger durch die Lüfte,

Durch den Raum des reinen Aethers hin.


Unsre Freude donnre in den Fernen,

Flieh' empor zu des Olympos Sternen,

Wo heut' Friedrichs Ahnherr Wedekind,

Auf den Helm gestützt, bei Wodans Mahle,

Unter Helden trinkt aus goldner Schaale

Trank, der aus Walhalla's Quellen rinnt.


Fürstinn! sei uns tausendmal gegrüßet!

Sieh' die Thräne, die dem Aug' entfließet!

Treuer malt sie unser Hochgefühl;

Leichter wandle heut' der Greis am Stabe!

Froher hüpfe heut' der junge Knabe,

Süßer töne unser Saitenspiel!


Unsrem Jubel, unsrem trunk'nen Blicke

Weicht der Zukunft Vorhang leis' zurücke,

Goldne Tage, Fürstin! warten Dein![66]

Einst wirst Du, nach spät geschwund'nen Jahren,

Noch im Schmuck' von weißen Silberhaaren

Dich des schönen Bunds der Liebe freu'n!

Quelle:
Elise Sommer: Poetische Versuche, Marburg 1806, S. 63-67.
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