An meinen verehrten Freund, den Herrn Geh. Ober-Finanz-Rath v. Göckingk zu Berlin

[32] Sonett


In des Lebens schönsten Blüthentagen

Tönte deine Lyra in das Chor

Hoher Sänger; zum Olymp empor

Wurdest du von Phantasie'n getragen!


Jetzt, gefesselt an der Themis Wagen,

Rauschen Klage-Formeln um dein Ohr;

Zum Ermatten plagt dich mancher Thor,

Und dem Dichterglück musst du entsagen.


Doch der Wonne, die Apoll belebte,

Wenn er stralend dem Olymp entschwebte,

Bleibst entzückt Du ewig Dir bewusst!


Heil dem Edlen, der die höchste Lust,

Die ihm anmuthsvoll entgegen lachte,

Seiner Pflicht zum heil'gen Opfer brachte!

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 32-33.
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