63. Die acht bösen Männer.

[73] Mündlich aus Halle.


Vor vielen Jahren ging ein Hallor zu Halle in die Kirche. Da sah er wie ein kleiner blauer Dunst immer vor ihm her schwebte und endlich in ein Kellerloch neben der Kirche schlüpfte. Er beschloß nach der Predigt nachzusehen was dies gewesen sei und verstopfte das Loch mit seinem Taschentuch. Als die Kirche aus war, ging er hin, zog das Tuch heraus und wollte in den Keller sehen; doch kaum war das Loch wieder offen, so fuhr der blaue Dunst heraus und dem Halloren grade ins Gesicht. Da sank er[73] um und war todt. Und nun brach eine furchtbare Pest in Halle aus, an der alle Menschen starben bis auf acht Halloren. Diese begruben die übrigen und wurden die acht bösen Männer genannt. Und seit der Zeit werden die meisten Leichen in Halle von acht Halloren zu Grabe getragen und nur wenige auf dem Leichenwagen gefahren.

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Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 73-74.
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