65. Das Kloster zur güldenen Egge.

[76] Dreyhaupt Chronik des Saalkreises 1,699.


Ein Bürger von Halle, Hazecho mit Namen, ein reicher und kluger Mann, war beim Erzbischof Adelgotus in Giebichenstein gewesen und ritt in der Dämmerung nach Hause. Und als er in die Gegend kam, wo nachmals das Kloster zum neuen Werk erbaut wurde, da sah er wie eine Egge, ganz glühend wie Feuer, sich sacht vom Himmel herab ließ. Er warf schnell seinen Handschuh dahin, ritt nach Giebichenstein zurück und erzählte dem Erzbischof was er gesehen hatte. Der Erzbischof saß auf und folgte ihm an den Platz, und als sie hinkamen, erhob sich die feurige Egge und stieg wieder gen Himmel. Da erbaute der Erzbischof ein Kloster an der Stelle, und dort, wo die glühende Egge hingesunken war, wurde der Altar errichtet. Die Schutzheiligen des Klosters waren Maria, Johannes und Alexander der Märtyrer,[76] und man nannte es das Kloster zum neuen Werk: vom Volke aber wurde es das Kloster zur güldenen Egge oder Egde genannt.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 76-77.
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