[So bald die Sonn: verjagt den Mon]

[293] So bald die Sonn: verjagt den Mon,

Vnd sich bekleid mitt stralen,

Auch zart vnd rein: mit purpurschein

Die berg, vnd feld thut malen,

Wunsch ich in heisser lieb entzünd

Daß Gottes nahm der reine,

Recht in der Sonn gemahlet stünd

Mit noch so klarem scheine;

Vnd dan mit sampt der Sonn geschwind

Die welt thet vber-fahren;

Damitt doch alle menschen kind,

Man, weib, jung, alt von jahren,

Beid arm vnd reich, beid groß vnd klein,

Den nahmen dises Herren,

So vill es immer mögte sein,

All theten doch verehren.


Wan aber nacht: den tag verjagt,

Vnd thier vnd menschen schlaffen,

Auch sich auffmacht: die Sternenwacht,

Bekleid in gülden waffen;

Wünsch ich, der nahm des Herren wer

In iedem Stern geschrieben:

Vnd weil der Himmel eilet sehr,

Mit ihn wurd vmbgetrieben:

Damit doch immer tag, vnd nacht

Thet leuchten also prächtig,

Voll herrlichkeit, vnd ehren pracht

Der Gottes nahm allmächtig.


Quelle:
Friedrich Spee: Sämtliche Schriften, Band 2, München 1968, S. 293-294.
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