Stille Stunde

[186] Schwer glitt der Kahn. Die Silberweiden hingen

schauernd zur Flut. Und bebend glitt der Kahn.

Und deine Worte fremd und klanglos fielen

wie blasse Mandelblüten leicht und leuchtend

zum Fluß aus dessen schwankem Grunde spiegelnd

die hellen Wiesen lockten und der Himmel

und allen Lebens traumhaft Bild indes

vom flirrenden Geäst durchsungner Kronen

der Abend in Rubinenfeuern sprühend

sich golden in die lauen Wolken schwang.


Und deine Worte sanken mit dem Rauschen

erglühter Wasser und dem süßen Takt

tropfender Ruder fremd und schwer zusammen

in eine dunkle Weise hingeschleift

vom matten Licht der Dämmerung die schon feucht

die Wiesen überrann ein Kinderlied

aus Spiel und Traum gefügt das weich wie Flaum

blaßroter Wölkchen durch den bebenden Glanz

der Wasser ging und still im Abend losch.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 2, Hamburg o.J. [1954], S. 186-187.
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