In diesen Nächten

[142] In diesen Nächten friert mein Blut

nach deinem Leib, Geliebte.

O, meine Sehnsucht ist wie dunkles Wasser

aufgestaut vor Schleusentoren,

In Mittagsstille hingelagert

reglos lauernd,

Begierig, auszubrechen.

Sommersturm,

Der schwer im Hinterhalt geladner Wolken hält.

Wann kommst du, Blitz,

Der ihn entfacht,

mit Lust befrachtet, Fähre,

Die weit der Wehre starre Schenkel

von sich sperrt? Ich will

Dich zu mir in die Kissen tragen

so wie Garben jungen Klees

In aufgelockert Land.

Ich bin der Gärtner,

Der weich dich niederbettet.

Wolke, die

Dich übersprengt,

und Luft, die dich umschließt.

In deine Erde

will ich meine irre Glut vergraben und

Sehnsüchtig blühend

über deinem Leibe auferstehn.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 1, Hamburg o.J. [1954], S. 142-143.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Aufbruch
Der Aufbruch und ausgewählte Gedichte
Der Aufbruch und andere Gedichte
Der Aufbruch
Der Aufbruch: Gedichte