Marie und Felix.

[163] Die kleine Marie kam aus der Schule und hüpfte über die glatten Steine des Pflasters, welche der Frost schlüpfrig gemacht hatte. Felix sah ihr zu und ermunterte sie, es ihm nachzumachen; aber da fiel das Kind und rizte sich die Hand blutig, und beschmutzte ihr weißes Schürzchen. Sie fing bitterlich an zu weinen; Felix aber verspottete sie noch obendrein, und rief: »mach mir es ein andermal nach, du ungeschicktes kleines Ding!« Noch neckte er sie, da glitt sein Fuß aus, und er stürzte, so lang er war, zu Boden, und beschädigte sich das Gesicht. Da lief die kleine Marie mitleidig zu ihm hin und bedauerte ihn, und gab ihm ihr Schnupftuch, sich das Blut und den[163] Schmutz vom Gesichte zu wischen. Beschämt schlich Felix nach Hause und mußte sich gestehen, daß das kleine Mädchen viel besser war, als er. Von der Zeit an unterließ er seine böse Gewohnheit, die jüngern Kinder immer zu necken und zu verspotten, nachdem er sie vorher selbst verleitet hatte, ihm diese oder jene Spielerei nachzumachen.

Quelle:
Karoline Stahl: Fabeln, Mährchen und Erzählungen für Kinder. Nürnberg 21821, S. 163-164.
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