Zwölfter Auftritt.

[97] Sichel, Stößel zu seiner Linken.


SICHEL für sich. Wenn sie der Alten nur nicht in den Weg kommen!

STÖßEL. Ei, ei, Herr Sohn, ich fürchte einen großen Lärm, wenn meine Frau kommt!

SICHEL der immer gegen die Mittelthür, wo die andern abgegangen sind, zu horchen scheint. Blitz und Wetter! Schämen Sie sich, daß Sie nicht mehr Mann sind! Mir sollte meine Frau das mindeste vorschreiben wollen, ich würde sie jagen. Gleich anfangs muß man ihnen den Daumen aufs Auge drücken! Nun, Sie sollen schon sehen, wie ich mein Hauswesen einrichten werde.

STÖßEL. Ja, ich glaub's schon, daß Sie sich auf einen festeren Fuß setzen werden, aber das nützt mir jetzt doch nichts. Sie werden sehen, wir werden heute den ganzen Tag Sturm haben; wer weiß, ob heut' die Hochzeit vor sich geht.

SICHEL. Ei, Larifari! darein soll sie nicht so viel reden.

STÖßEL. Nun, ich überlasse das Ihnen, Sie mögen's verantworten und ausfechten.

SICHEL. Topp! das will ich! Für sich. Nun sind sie wohl fort; nun will ich mich auch davon machen.

STÖßEL. Was simulieren Sie? Nicht wahr, Sie fürchten sich?

SICHEL. Tod und Teufel! fürchten? Vor einem Weibe? Ich fürchte mich vor dem stärksten Manne nicht und – ha, ha, ha! das wär' schön! Das Lärmen, das Zanken ist mir nur zuwider –

STÖßEL. Nun, gerade so geht mir's ja auch. Weiter scheue ich auch nichts.

SICHEL. Und heut' möcht' ich nun gerade keine Zänkerei haben. Aber hören Sie, ich will hin zu ihr und ihr das Ding auf gute Art vorbringen, damit sie uns heut' die Lust nicht verdirbt. Er will ab.

STÖßEL. Ja, thun Sie das.

SICHEL. Sie müssen hier bleiben. Sobald Sie dabei sind, fängt sie gleich Feuer.

STÖßEL. Auch wahr; mir schon recht.

Sichel ist im Begriff, durch die Mitte abzugehen.
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Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Doktor und Apotheker. Dichtung von Stephanie dem Jüngeren, Leipzig [o. J.], S. 97-98.
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