Neunzehnter Auftritt.

[296] Bast, Constanzia, Clärchen und Trübe. von der Hauptthüre.


TRÜBE.

Nun Freund der Wagen wartet.[296]

BAST traurig.

So muß ich also scheiden.


Zu Constanzen.


Nun Kind so lebe wohl.

CONSTANZE sich traurig stellend.

Ich muß Sie also meiden?

Wer tröstet mich nun wohl!

TRÜBE.

Ich werde bey Dir bleiben

Und Dir die Zeit vertreiben;

Er kommt ja bald zurück.

CONSTANZE.

Nein einsam will ich bleiben

Und mir die Zeit vertreiben

Mit meinem künftgen Glück.

BAST UND TRÜBE zu einander.

Freund wer wird das wohl glauben

Nichts kann Ihr Herz mir rauben

Nichts kann Ihr Herz Dir rauben

Sie liebt zu Engelrein.

CONSTANZE UND CLÄRCHEN zu einander, indem die erste sich stellt, als ob sie weinte und die andre sie tröstete; aber heimlich lachen.

O wär' Er nur schon ferne

Ich möchte gar zu / Sie möchten doch wohl gerne

Bey meinem / Ihrem Albert seyn.[297]

BAST traurig ihr die Hand küssend.

Nun Kind! auf Wiedersehn!

TRÜBE.

Ich will mit Ihnen gehn.

CONSTANZE verhält sich das Gesicht mit dem Schnupftuche, lacht aber heimlich.

Wenn Sie nicht eilends gehn

So laß' ich's nicht geschehn.

CLÄRCHEN.

Wenn Sie nicht eilends gehn,


Stößt ihn fort.


So läßt sie's nicht geschehn.

TRÜBE zieht ihn fort, erst allein.

So geh, mein Sohn, geh, geh.

BAST der sich nach Constanzen umsieht, und ihr Küsse zuwirst.

Adjeu, mein Schatz, adjeu.

CLÄRCHEN die ihn fortstößt.

Adjeu! Adjeu!

CONSTANZE die sich stellt, als ob sie das Gesicht vor Schmerz von ihm wegwendete, aber dabey lacht.

O Weh! o Weh!

Bast und Trübe ab.


CLÄRCHEN UND CONSTANZE nach einer Pause, in der sie gehorcht, ob sie weg sind, fangen sie aus vollen Halse zu lachen an.

Ha! ha! ha! ha! der alte Affe!

Er bildet sich im Ernste ein,

Man könne um ihn traurig seyn.[298]

CONSTANZE.

Ich will zu meinem Albert gehen.

CLÄRCHEN.

Ganz recht, und ist der Geiger dort,

So schicken Sie ihn dreiste fort

Meinetwegen her zu mir,

Sagen Sie ich warte hier.

CONSTANZE UND CLÄRCHEN.

Die Liebe schafft die Hindernisse

Beherzt zur Seite wie sie kann,

Und endigt muthig ihren Plan.


Constanze ab.


CLÄRCHEN allein.

Immer heißt es ohne Liebe

Ist das Leben öde, trübe,

Dieser Meynung bin ich nicht.

Ja ich sage: Nur die Liebe

Macht das Leben meistens trübe,

Dieß beweißt mein muntrer Sinn

Wenn ich nicht verliebet bin.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 296-299.
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