Neunter Auftritt.

[326] Orpheus, Clärchen, Albert, Constanze.


CONSTANZE mit Albert ganz eilfertig. Nun Clärchen geschwind. Mein Vater unterhält sich bey der Cleopatra. – – Itzt können wir also fort.

CLÄRCHEN betroffen, leise zu Constanzen. Ums Himmels willen – warum denn so laut? Auf Orpheus deutend. Sehen Sie denn nicht! – – Nach einer kleinen Pause, in welcher sie ihre Verlegenheit äußert, laut. Jetzt können wir ohnmöglich ausgehen. Wir müssen warten bis Nikolo zurückkommt.

CONSTANZE ängstlich und heimlich zu Albert. Unterdessen kommt mein Vater her.

CLÄRCHEN zu Orpheus liebkosend. Bester! wollen Sie nicht die Güte haben mir von meinem Zimmer meine Stickerey zu holen?

ORPHEUS. Liebstes Clärchen, fodern Sie alles von mir – – nur das nicht. Mir träumt so was von Ihrem Vorhaben – – erlauben Sie mir also,[326] daß ich Ihnen zur Seite bleibe. Denn ich möchte Sie um keinen Preiß verlieren.

CLÄRCHEN ärgerlich für sich. Könnte man sich so was auch wohl träumen lassen? Muß der Mensch mit seiner Liebe angestochen kommen!

CONSTANZE heimlich zu Clärchen. Ums Himmels willen! was ist denn itzt zu thun?

CLÄRCHEN nachdem sie einen Augenblick nachgedacht. Hier nehmen Sie die Schlüssel, ich werde ihn fortführen, und dann gehn Sie indeß voraus, lassen Sie die Schlüssel stecken – ich komme gleich nach.

CONSTANZE. O bestes Clärchen. Du weißt doch überall Rath.

CLÄRCHEN zu Orpheus. Sie sind also gern in meiner Gesellschaft?

ORPHEUS. So gern, daß ich mir gar keine andre mehr wünsche.

CLÄRCHEN hängt sich liebkosend an feinen Arm. Nun so kommen Sie mit mir, ich will mir selbst meine Arbeit holen.

ORPHEUS. O! So geh' ich bis ans Ende der Welt. Sie sind im Begriff fortzugehen.

BAST auswärts klopfend. He! Nikolo! – Clärchen!

CLÄRCHEN. Ums Himmelswillen! der Alte! zugl.

CONSTANZE. O! weh! der Alte!

ALBERT. Entsetzlich!

CONSTANZE. Was ist nun zu thun?

CLÄRCHEN. Nun ist guter Rath theuer! Denkt nach.[327]

BAST. Nikolo! – – Wo Teufel steckst Du?

CLÄRCHEN zu Orpheus. Geschwind, gehen Sie mit diesem Herren auf Ihr altes Zimmer und bleiben Sie dort. – Stößt Albert und Orpheus fort. Gehn Sie! gehn Sie hurtig!

CONSTANZE läuft ängstlich herum. Nun ist alles verloren! Nicht wahr Clärchen?

CLÄRCHEN, die aufzuschließen im Begriff ist. Was weiß denn ich! Mein Gott! ich weiß selbst nicht wo mir der Kopf steht.


Quelle:
Karl Ditters von Dittersdorf: Die Liebe im Narrenhause. Liegnitz 1792, S. 255–350, S. 326-328.
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