Zweiundsiebenzigstes Kapitel.

[203] Vom ersten Augenblicke an, wo ich mich niedersetzte, um dem Publikum mein Leben zur Unterhaltung und meine Meinungen zur Belehrung aufzuzeichnen, hat sich über dem Haupte meines Vaters unmerklich eine Wolke zusammengezogen. – Eine Fluth kleiner Uebel und Unfälle ist auf ihn eingedrungen; nichts – wie er selbst bemerkte – ist gegangen, wie es sollte; und nun schwillt der Sturm und bricht gerade über seinem Haupte los.

Ich beginne diesen Theil meiner Geschichte in der nachdenklichsten und schwermüthigsten Stimmung, die je eine mitfühlende Brust bedrückte. Meine Nerven erschlaffen bei der[203] Erzählung; mit jeder Linie, die ich weiterschreibe, fühle ich, wie der lebhafte Schlag meines Pulses schwächer wird, wie jene sorglose Munterkeit schwindet, die mich tagtäglich tausend Dinge sagen ließ, die ich lieber hätte verschweigen sollen, und eben, als ich meine Feder eintauchte, konnte ich nicht umhin, selbst die Bemerkung zu machen, mit was für einer trübseligen Gemessenheit und Feierlichkeit ich es that. Herr des Himmels! Wie verschieden war das, Tristram, von dem hastigen Zustoßen und dem übermüthigen Spritzen, womit Du es sonst thatest, wenn Du Kleckse machtest und Deine Dinte über Tafel und Bücher schüttetest, als ob Dinte und Feder und Bücher und Möbel kein Geld kosteten!

Quelle:
Sterne [, Lawrence]: Tristram Shandy. Band 1, Leipzig, Wien [o. J.], S. 203-204.
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