7. Brenn/ aber lindre auch

[71] 1.

Was hab' ich/ kleiner/ dir getahn

daß ich nicht Ruhe haben kan/

willstu mich denn zu Aschen brennen?

Ich bin ohn diß entädert bleich

und einem schwarzen Schatten gleich

von meinen Brüdern kaum zu kennen.


2.

Ich gebe dir die Sieges-Fahn'

und flehe dich in Demuht an/

laß deinen Diener nicht verderben.

Es gibt dir/ Amor/ schlechten Preiß

wenn/ der sich nicht zu retten weiß

soll auff gebognen Knien sterben.


3.

Genade zieret einen Held.

Ich räume dir des Herzens Feld/[71]

mein blosser Busem steht dir offen.

Zieh ein/ und gönn mir nur die Lehn

ich wil dir zu Gebote stehn/

was hastu mehr von mir zu hoffen.


4.

Wer wird/ hastu mich umgebracht/

alsdenn erheben deine Macht?

Wer wird von deinen Tahten singen?

Werd' ich noch etwas übrig sein:

so bleibt die Ehr' alleine dein.

Mein Staub kan dir nicht Nuzzen bringen.


Quelle:
Kaspar Stieler: Die geharnschte Venus, Stuttgart 1970, S. 71-72.
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