Schluß-Gedicht dieses Buchs.

[124] Hier wird das Erste Buch in diesem Theil gelesen /

Und gibet uns Bericht:

Wie Kunst- und Tugend-Lieb verdunkelt sey gewesen /

Doch wieder kam ans Liecht.[124]

Es lehrt Polyphilus / die Hoffart zu vermeiden /

Wann Glück und Wolfart lacht;

Hingegen mit Gedult das Unrecht auch zu leiden /

Das an uns wird vollbracht.

Es gibt uns solche Noht die Fehler zu erkennen

Mit Demut / Furcht und Reu:

Nach welcher wir / das Ziel der Ehren zu errennen /

Auch wieder werden frey.

Macarie! beweist / wie offt die Sonn der Liebe /

Die niemals untergeht /

Bald hell / bald tunckel sey / bald tröste / bald betrübe /

Und endlich doch besteht.

Daß aber niemand soll auf falsche Liebe trauen /

Die Königin uns lehrt.

Was Kinder-Liebe sey / lässt Melopharmis schauen /

Die Gunst in Haß verkehrt.

Der wahren Freundschafft Art / kan Agapistus zeigen:

Er fürchtet keine Noht;

Ja / das Gefängnus selbst muß seiner Treue weichen /

Sie bleibt biß in den Tod.

So lerne / Leser! hier den Künsten nachzustreben /

Und niedrig seyn gesinnt /

Auch nicht so bald die Lieb verdrüßlich aufzugeben /

Wann sich Verleumdung find.

Bey ungerechtem Rechtraß Unschuld dich ergetzen /

Wann alles bricht und kracht /

Laß die Verzweiflung nicht den Tugend-Ruhm verletzen:

Der Himmel vor dich wacht.

Bewahre deine Brust vor fremder Wollust-Liebe /

Die nicht im Unglück hält.

Den / der vorhin betrübt / du weiter nicht betrübe:

Mitleiden Gott gefällt.

Bleib deinem Freund getreu / in gut- und bösen Zeiten.

So weist dir dieses Buch /

Der Tugend nachzugehn / die Laster zu vermeiden.

Wer folget / der ist klug.
[125]

Quelle:
Maria Katharina Stockfleth: Die Kunst- und Tugend-gezierte Macarie, 2 Bände, Band 2, Nürnberg 1673, S. 124-126.
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