An die Gräfinn Caroline von Baudißin, bei Uebersendung einer Locke ihres verstorbenen Töchterchens, in einem Halsgehänge

1787.


Weinend reichet, o weinende Mutter, der Freund Dir die Urne

Deines Engels, in ihr, welkend, die Locke noch schön.

Der, wie die Stern' am Himmel, die Haar auf dem Haupte der Seinen

Zählt, der gebot, und die Saat sank vor der Reife gemäht.

Deine Thränen zählet Er auch! in Thränen der Freude

Wandeln sie einst sich, und dann tönt von der Lippe Dir Dank,

Dank, daß uns nur schien gemäht vor der Reife, die sollte

Schöner, in Eden verpflanzt, strahlen mit Blüthen und Frucht.

Quelle:
Gesammelte Werke der Brüder Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg, Band 2, Hamburg 1820, S. 40-42.
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