2. Die Freiheit

[34] An Hahn.


(Umarbeitung.)


Freiheit! Der Höfling kennt den Gedanken nicht!

Der Sklave! Ketten rasseln ihm Silberton!

Gebeugt das Knie, gebeugt die Seele,

Reicht er dem Joch den erschlafften Nacken!


Uns, uns ein hoher seelenverklärender

Gedanke! Freiheit! Freiheit! wir fühlen dich!

Du Wort, du Kraft, du Lohn von Gott uns!

O! wo noch voller ins Herz der Helden
[34]

Dein Nektar strömte, jener, an deren Grab

Nachwelten staunen; ström'! o entflamm' uns ganz!

Denn sieh', in deutscher Sklaven Händen

Rostet der Stahl, ist entnervt die Harfe!


Nur Freiheitsharf' ist Harfe des Vaterlands!

Wer Freiheitsharfe schlägt, ist wie Nachtorkan

Vor Donnerwettern! Donnre! Schlachtruf!

Schwerter, fliegt auf, dem Gesandten Gottes!


Nur Freiheitsschwert ist Schwert für das Vaterland!

Wer Freiheitsschwert hebt, flammt durch das Schlachtgewühl,

Wie Blitz des Nachtsturms! Stürzt, Paläste!

Stürze, Tyrann, dem Verderber Gottes!


O Namen! Namen! festlich, wie Siegsgesang!

Tell! Hermann! Klopstock! Brutus! Timoleon!

O ihr, wem freie Seele Gott gab,

Flammend ins eherne Herz gegraben!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50,2, Stuttgart [o.J.], S. 34-35.
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