Scena 9.

[120] Das Theatrum praesentirt von hinten eine Bühne, alwo die Personen zusehen, von unten die Gefängnus der Thiere, voran Kampfplatz.

Trompeten und Paucken.

Augustus, Cecina, Tulia, Scauro Scatilio, Lucius Scipio, Emilia, Julius Antonius, Hanß Wurscht, Scapin und Soldaten.


ALLE. Eß lebe der unüberwindlichste Kayser Augustus! Trompeten und Paucken.

AUGUSTUS. Lebet mit Uns, ihr getreue Römer und tapfere Stützen unseres Throns; man lasße zu iedermanns Vergnügung[120] die grimige Bestien kämpfen, ein ieder ergötze sich und wünsche den neuen Brauthbaar Glück und Heil.

ALLE. Eß lebe Cecina und Tuli vergnügte Jahr! Trompeten und Paucken.

JULIUS. (Ach Frolocken, das mir Seel und Hertz durchdringet!) NB. Die Thiere kommen heraus und fangen an zu streitten.

CECINA. Angebethene Brauth, vergesßet nunmehro aller Traurichkeit und lasßet die süsße Lust in Eueren Herzen Platz finden.

TULIA. Keine trübe Wolcken soll hinfihro mich umbneblen, ich liebe Euch, und zum Zeichen mei ner Liebe empfahet dieses Contrafait.

CECINA nimbt es und last es hernach unversehens fallen. Ô angenehmes Geschenke! aber ô Himmel, was will dies bedeuten?

TULIA. Unhöfflicher Cavalier, schätzet ihr also gering mein Geschanknus, daß ihr es so gar wilden Thieren vorwerffet?

CECINA. Verzeihet, erzürnete Göttin, es ist nur unversehens geschehen.

TULIA. Dieses verthätiget Euer Verbrechen. Gehet dann und fordert solches wieder ab von den Thieren. (Dieses dienet zu meinen Vortheil.)

CECINA. Wie? Verlanget meine Schöne, daß ich mich in Lebensgefahr begebe?

TULIA. Dieses mus ein Tapferer und zugleich Rechtliebender wenig achten; ich, sofehrne es mir zustunde, wolte es gleich für meinen Geliebten thun.

CECINA. Das Leben ist kostbahrer als die Liebe, und also kan ich mich nicht darein verstehen.

JULIUS hervortrettend. So gehe dann zurück, unwürdiger Liebhaber, ich will derjene sein, so sein Leben geringer schätzet als die Liebe. Springet hinab und kämpfet mit den Thieren. Weichet nur, ihr grimige Bestien, dann allzugering ist Euere Macht für ein recht verliebtes Hertz.

TULIA. Ô Himmel, er wird zugrunde gehen!

AUGUSTUS. Julius Antonius, flihet, wo ihr nicht Eueres Lebens müde seyd, geschwind, man erlege die Thiere mit Pfeil und Lantzen.

JULIUS. Lasßet mich nur, es soll keines lebendig zurückkehren. Streitet immer forth und erleget etwelche.[121]

CECINA. (Dem Verräther stehet daß Glücke bey, aber ich werde schon diesen Schimpf zu rächen wisßen.)

AUGUSTUS. Er überwindet sie alle. Ô Held, desgleichen Rom wenig hat, dein Nahme solte billich in Metall und Gold geäzet werden. Und du, Hanß Wurscht, warumb kombstu deinen Herrn nicht zu Hülffe?

HANSS WURSCHT. Mein Herr hat meiner nicht nötig.

AUGUSTUS. Alsobald begibe dich zu ihm, oder man wird dich hinunter wessen.

HANSS WURSCHT. Ey, Herr Kayser, ihr werd ja kein Narr sein!

AUGUSTUS. Forth, werfft ihm hinab! Die Soldaten und Scapin werffen ihm hinab mit einer manir. Hanß Wurscht lauffet hin und wieder und ein Thier verfolget ihm; hat seine lazzi bis zu Endt des Kampfes nach Belieben.

JULIUS. Fürchte dich nicht, Hanß Wurscht, es soll dir nichts geschehen.

HANSS WURSCHT. Herr, raufft ihr, so lang ihr wolt, ich will mich hinter Euch stehlen, damit mir nichts geschehen kan.

TULIA. (Seine Tapferkeit und eyfrige Begierde haben mich aufs neue ihm gewogen gemacht.)

CECINA. (Ich bin verspottet; dieser hat den Sieg erhalten und iederman wird mich wegen meiner Zagheit hönnen.) Geliebte Tulia, verzeihet – –

TULIA. Anjetzo ist keine Zeit umb Verzeihung zu bitten.

AUGUSTUS. Bey meinen Leben, alle grimige Bestien haben seiner Tapferkeit unterligen müsßen.

JULIUS. Wer ist noch, der sich mir wiedersetzet? er kome herbey, dieser obwollen schon ermüdete Arm soll iederman zeichen, wer Julius Antonius sey.

ALLE. Es lebe der tapfere Heldt Julius Antonius! Trompeten und Paucken.

AUGUSTUS. Er lebe zu unseren Trost und Schröcken seiner Feinde! Du hast gezeiget, tapferer Held, daß du zum Siegen gebohren; wir lieben dich, und zum Zeichen unserer Gnadt solstu ein Beherscher über Albanien sein.

JULIUS. Diese so unverdiente glori und Gnadt weis ich keinesweges zu ersetzen, sofehrne aber Euere May. meine Seele verlangen, will ich selbe aus ihren Wohnplatz reisßen und[122] überreichen. – Euch aber, glückseliche Tulia, überreiche das Controfait, dessen Besitzer – – ich mus schweigen.

TULIA. Mir gebühret es nicht, es behalte es derjenige, dem es geziemet.

CECINA. So bin ich dann der Besitzer, reiche es mir.

JULIUS. Dein ist es am allerwenigsten, es verbleibet also demjenigen, der es erobert.

CECINA. (Ich schweige, aber mein Säbel soll in Kürtze mit dir reden.)

AUGUSTUS. Begleitet Uns alle, ihr aber, schöne Tulia, erlaubet mir Eure Handt.

TULIA. Ich gehorche, mein Kayser. Alle ab bis auf Julium, hinten zugemacht.

JULIUS. Angenehmes Bildnus, was hab ich von dir zu hoffen? Du bist zwar ohne Leben, doch hab ich durch dich so viel erworben, daß mir daß Lebende nicht ungünstig scheinet. Wolte doch der Himmel, daß sich einmahl mein Leidweßen in Freuden verkerte! Cecina hat etwas Verdrüßliches hören müßen, welches mir neue Hoffnung gibet – aber was verlanget Er, daß er gleichsam geflohen kombt?


Quelle:
Wiener Haupt- und Staatsaktionen. 2 Bände, Band 1, Wien 1908 und 1910, S. 120-123.
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