Scena V

[109] Wird aufgezogen und praesentiret die Stadt und Thor, und durchaus das Türckische Lager, Ibrahim und die Janitscharen mit dem gefangenen H. Wurst.


IBRAHIM. Endlich will die Macht des großen Mahomets durchdringen und der Christen aufgeblasener Hochmuth will sich allgemach in Kleinmüthigkeit verwandeln, und ob Sie gleich anjetzo einen weißen fahnen ausstecken und Gnade suchen wolten, wird ihnen doch diese nicht werden, und Sie werden meiner Rache nicht entrinnen; Du aber verfluchter Schelm must zuerst derjenigen Straffe theilhafftig werden, welche ich allen Christen zugedacht, derowegen ihr Soldaten macht euch fertig ihn anzuspießen.


Die Türcken legen den Hans Wurst nieder und wollen ihn spießen.


HANS WURST. O meine liebe Türcken ich bitt euch gar schön, verstopfft mir doch den Podex nicht, ich kan so kein Lufft kriegen, und hab mir erst vor etlichen Tagen laßen ein Clistir setzen.


Hie werden etliche Ragete vom Stephans-Thurn gelaßen.


IBRAHIM. Gelt du Bößwicht, jetzt zitterst du, als eine naße Henne im Winter, es wird dir aber dein Bitten wenig helffen; Siehe da den großen Thurn, den werden wir bald haben, und dann wird es Deinen Cammeraden nicht umb ein Haar beßer gehen.

HANS WURST. Wanns doch seyn soll, daß ich sterben muß, so verdriest mich nichts mehr, als daß ich auf ä so höltzernes Roß mich soll zu Todt reiten, das weder Zaum, Sattel oder Steigbügel hat, o wär ich doch zu Hauß blieben, und hätte mich nicht in die Gefahr begeben, da ich weiß, daß die Türcken solche Hundsfütter sind.

IBRAHIM. Was sagst du, he du was hastu geredt?

HANS WURST. Ich sage daß die Türcken so hübsche ansehnliche Leuth sind, es hat mancher so ä braven Bart als ä Kuh Schweiff, und sind doch so grausam daß sie so mit den Leuthen umbgehen.

IBRAHIM. Ob ich zwar denen Christen als meinen abgesagten Feinden niemahls einige Gnade erzeiget, doch weil du mich lobest, solt du deßen auch genießen, erwehle dir demnach – – –

HANS WURST. Itzt werd ich wohl mit gantzer Haut davon kommen.

IBRAHIM. Eines unter diesen Dreyen, Wilt du daß ich Dich mit Vier Pferden zerreißen laße, oder wilt du in Öel sieden, oder auch wilt du in die Stadt hinein, so will ich dir laßen Nasen und Ohren abschneiden, hernach dich laßen in ein Stuck laden, und hinein schicken.

HANS WURST. So – Nä dazu hab ich kein Lust, Schaut ich will mir selber ä Todt erwehlen, dann ich möcht gern daß mir die Haut gantz blieb. Besinnet sich.

IBRAHIM. Dieses seye dir endlich zu gelaßen, doch mache bald, dann du dein Leben nicht lange fristen wirst.

HANS WURST. Kunts nicht seyn, was ich meyne.

IBRAHIM. Und was denn?

HANS WURST. Daß ihr mir im Ars kriecht, und das Herz abbeißt, so käm ich der Marter bald loß.

IBRAHIM. Pfy du verdamter Hund, soltest du meiner noch spotten, Alsobald ihr Soldaten säbelt ihn vor meinen Augen nieder.


Die Türcken ziehen von Leder und wollen den Hans Wurst niederhauen. Hie thun Daun und Serini einen Außfall, schlagen mit ihren Soldaten die Türcken in die Flucht und erlösen den H.W.


HANS WURST. O meine liebe Herren das ist gut, zu rechter Zeit seyd ihr kommen ich hätte schon vor mein Leben keinen Kreutzer mehr geben.

SERINI. Dieser Kerl ist mir bekannt, du wer bist du?

DAUN. Er ist ein lustiger Diener Sr. Excellenz des Herrn Commendanten, welcher das malheur gehabt von denen Türcken gefangen zu werden.

HANS WURST. Ja ich bin ja der Hans Wurst wann ihr länger wärt blieben, Sie hätten mich und meine courage niedergehauen.

SERINI. Hier ist keine Zeit im feindlichen Lager zu verweilen, indem der Türck sich verstärcken möchte.


Alle ab und in die Stadt hinein.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 109-110.
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