Der alte Jäger

[523] A Herbst, so staad, so warm und klar,

So schö, wie's lang scho nimma war,

Und Hirschbrunft. O du liabste Zeit,

Bal's rund auf alle Alma schreit!

Vom Berg hallt's langaus übers Tal,

Hab's oft scho g'hört – und 's erste Mal,

Da hat's mi aa net bessa g'freut

Als wia mi alt'n Jaga heut. – – –


Dös erste Mal! O mei, dös is

Scho lang. A Jahr' a fufzgi gwiß.[523]

Ja, selm Mal war i no im Schwung

Und war so dumm und war so jung!

Wia hat si 's Leb'n anderst g'schaugt

Und war so schö und hat ma taugt!

An Herrgott hätt' i d' Welt o'kafft

Und mit'n Teufi hätt' i g'rafft.

A Hirsch kunnt aa net frischa sei,

Als wia'r i g'wes'n bi. O mei,

Was bin i selm mal umma g'rennt!

A jede Sennd'rin hab' i kennt.

Wia hat's mi selm mal umma trieb'n!

Bei oana – bin i hänga blieb'n.

A Wei, a Kind, a Sorg, a Haus –

Und mit'n Lüftisei' war's aus.

Und g'scheida werst und kimmst in d' Jahr,

Na bist auf oamal aus da G'fahr.

Da brauchst na gar koan Angst net z' hamm,

Denn 's Dummsei' bringst scho nimma z'samm.

An alta Hirsch, der sell setzt z'ruck

Und laßt de junga bei de Stuck.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 523-524.
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