Biographie

Wilhelm Friedrich Waiblinger (Kupferstich nach einem Basrelief von T. Wagner)
Wilhelm Friedrich Waiblinger (Kupferstich nach einem Basrelief von T. Wagner)

1804

21. November: Wilhelm Friedrich Waiblinger wird in Heilbronn geboren.

Waiblinger ist der erste Sohn eines Kammersekretärs bei der Heilbronner Landvogtei und einer Pfarrerstochter.


1806–1817

Die Familie lebt in Stuttgart, dann in Reutlingen.


1820–1822

Als Frühreifer und geistig hochinteressierter Mensch hat Waiblinger als Schüler des Stuttgarter Obergymnasiums enge Beziehungen zu Dichter-, Künstler- und Schauspielerkreisen: zu Schwab (seinem Lehrer in Altphilologie), Uhland, Matthisson, Haug und Weisser, dem Bildhauer Dannecker und den Kunstsammlern Boisserée.


1821–1826

Die geführten Tagebücher sind in ihrer schonungslosen Offenheit ein aufschlußreiches Dokument und informieren über Waiblingers unermüdliche Lektüre der Weltliteratur, seine Sprachstudien (antike Sprachen, Englisch, Italienisch), seinen komplexen Charakter und seine zahlreichen dichterischen Pläne.


1822

Das Blankversdrama »Liebe und Haß«, worin er seine unglückliche Liebe zu Philippine Heim und sein gespanntes Verhältnis zu den Stuttgarter Verwandten verarbeitet, entsteht zu dieser Zeit, erscheint aber erst posthum (1914).

Ende Oktober: Waiblinger beginnt sein Philologie-und Theologiestudium am Tübinger Stift; er verkehrt häufig mit dem geisteskranken Hölderlin und schreibt eine Biographie über ihn (»Friedrich Hölderlins Leben, Dichtung und Wahnsinn«, Stuttgart 1831).

Im Stift schließt Waiblinger auch Freundschaft mit Mörike und Ludwig Bauer.


1823

Reise durch Norditalien.

Waiblinger veröffentlicht den überschwenglichen Briefroman »Phaeton« (Stuttgart), der von Hölderlins »Hyperion« inspiriert ist. Unter dem Eindruck des griechischen Freiheitskampfes und des Schicksals Byrons entstehen die »Lieder der Griechen«, die auch in diesem Jahr in Stuttgart gedruckt werden.


1826

»Vier Erzählungen aus der Geschichte des jetzigen Griechenlands« (Ludwigsburg) entstehen auch unter griechischem Einfluß.

September: Waiblinger provoziert unter anderem einen Skandal durch sein Liebesverhältnis zu Julie Michaelis, der Schwester eines jüdischen Professors. Deshalb und wegen seiner Offenheit, die die bürgerlich und pietistisch-religiös geprägte Umwelt oft schockiert, wird Waiblinger vom Stift verwiesen.

Der düstere und satirische Roman »Olura, der Vampyr« entsteht daraufhin.

Die Schrift »Drei Tage in der Unterwelt« erscheint (Stuttgart).

Oktober: Mit einem kleinen Stipendium des Cotta Verlags tritt Waiblinger seine Reise nach Rom an, wo er als freier Schriftsteller ein Hungerleben führt. Er publiziert Gedichte, Erzählungen und Reiseberichte unter anderem in Cottas »Morgenblatt« (1826–1828) oder in Müllners »Mitternachtsblatt«.


1828–1829

Er veröffentlicht auch in dem »Gesellschafter« (1828–1830), der »Zeitung für die elegante Welt« (1828) und den »Alpenrosen« (1827–1829), vor allem aber in Hells Dresdener »Abendzeitung« (1827 bis 1830). Er ist fasziniert von den Spuren der Antike, der Renaissance- und Barockzeit und der Landschaft, und vom italienischen Volksleben. Seine römischen Erlebnisse und Beobachtungen und seine Reisen in die Umgebung (Latium, Sabinerland, Olevano, Abruzzen) sowie nach Neapel und Sizilien verarbeitet er unter anderen im Lyrikband »Blüten der Muse aus Rom« (Berlin 1829) sowie im Taschenbuch aus Italien und Griechenland (Berlin 1828–1829).

»Das Märchen von der blauen Grotte«.

Sein einziges Drama erscheint 1829: »Anna Bullen. Königin von England« (Stuttgart).


1830

17. Januar: Waiblinger stirbt in Rom, betreut von seiner römischen Lebensgefährtin Nena Carlenzo, vom Klima Roms und seinem ungesunden Lebenswandel geschwächt, im Alter von nur 25 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich in Rom auf dem protestantischen Friedhof.