[11] 1.
Die Lieb ist gleichsam eine Jagt,
Da sich ein grosser Hauffen
In die Gebüsche wagt,
Wo Angst und Müh entgegen lauffen,
Und wo die gantze Welt
Sich fast in das Gehäge stellt.
2.
Die Netze sind von Heucheley
Und Eitelkeit gestricket,
Darinnen wird die Treu
Der jungen Einfallt offt berücket,
Und wer nicht langen kan
Der flickt ein bißgen Hoffnung dran.
3.
Der Spürhund ist die Ungedult,
Der billt und läst sich hören,
Die Unschuld mit der Schuld
In ihrem Lager zu verstören:
Wie ist er doch bemüht
Eh er das Wild vor Augen sieht?
4.
Und also muß der Windhund fort
Durch bitten und Versprechen,
Durch Klagen da und dort
Die ungewisse Bahne brechen,
Biß man den gantzen Rest
Der grossen Docken lauffen läst.
5.
Oft schiest man Ehr und Tugend todt,
Dann die verliebten Minen
Sind wie der Haasenschrot:
Wohl denen die sich so bedienen!
Denn wer ein Narr will seyn,
Schiest gar mit silbern Kugeln drein.
6.
Wiewohl manch armer Jäger sagt
Er hab es gut erlesen,
Und hab ein Reh gejagt,
So ist es kaum ein Fuchs gewesen:
Und wer den Hirschen hetzt,
Nimmt wol ein Eichhorn auff die letzt.
7.
Offt setzt ein Hauer seinen Zahn[12]
In die getroffne Liebe
Mit solchem Eyver an,
Daß alle Gunst in einem Hiebe
Zu Grund und Boden geht,
Und wenn sie noch so feste steht.
8.
Doch geht, ihr Freunde, geht ins Feld,
Habt ihr mit euren Netzen
Schon einmahl auffgestellt,
So seid ihrs schuldig fortzusetzen:
Denn der ist übel dran
Der hetzen und nicht fangen kan.
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