11. Des Strefons Löbgen hat den armen Florindo bey seiner Rosilis außgebissen

[88] 1.

Ich armer Schweiß! nun muß ich wandern,

Daß Glücke sieht mich sauer an,

Und kömmt nunmehr zu einem andern,

Der besser courtisiren kan,

Mein Freuden-Kleid ist gar zerissen,

Das Löbgen hat mich außgebissen.


2.

Was hilffts! sol ich mich lange kräncken?

Ich darff an die vergangne Zeit

Doch nicht so kühnlich wieder dencken,

Dieweil ich doch in Ewigkeit

Den Possen werd erdulden müssen,

Daß mich ein Hund hat außgebissen.


3.

Ja beiß, daß dir die Zähne krachen,

Du elementsches Raben-Aaß,

Wilst du dich an die Herren machen,

So wünsch ich dir, ich weiß nicht was:[88]

Ich möcht es hertzlich gerne wissen,

Warum du mich hast außgebissen.


4.

Ach beiß die Kerlen vor zu todte,

Die mir nach meiner Liebe stehn,

Und die mir auff die neue Mode

So schön in meinem Haber gehn:

So hast du dich darauff beflissen,

Und mich am ersten außgebissen.


5.

Die Hunde fahren sonst die Diebe

Nicht aber meines gleichen an,

Diß hastu deinem Herrn zu Liebe

Und mir zum Schabernack gethan,

Drum werd ichs auch zu rühmen wissen,

Du hast mich unrecht außgebissen.


6.

Nun muß ich manchen Praler hören,

Der sich hingegen eingeliebt,

Und wie er spricht, in allen Ehren

Ein Mäulgen nach dem andern gibt,

Und meine Freundschafft ist zerrissen,

Weil mich der Hund hat außgebissen.


7.

Wolan ich gebe mich gefangen,

Ich bin ein armer Untermann,

Und weil ich nicht so trefflich prangen

Noch mein Gelücke rühmen kan,

So muß ich auch den Spaß vermissen,

Das Löbgen hat mich außgebissen.

Quelle:
Christian Weise: Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken, Halle a.d.S. 1914, S. 88-89.
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