Dritter Aufftrit.


[90] Masaniello, Geonino, Vitale, Philomarini, Ghirardini.


MASANIELLO. Jhr Hochwürdigste Eminentz leben versichert / daß die gegenwärtige Mühwaltung von dem gesamten Volcke mit unsterblichen Dancke wird gerühmet werden.

PHILOMARINI. Mein geliebtester Sohn / ich thue / was mir möglich ist / und welcher mich in meiner Hoffnung nicht betreuget /[90] der lebt um so viel desto gewisser / daß er bey GOtt in Gnaden ist.

MASANIELLO. Es ist mein einziger Wunsch / wie diese Stadt möchte zu guter Ordnung gebracht werden / daß ich nach Anleitung meines Fischer-Habits mein altes Handwerck wiederum ergreiffen könne.

PHILOMARINI. Vielleicht werden andre Mittel vorhanden seyn / daß man dieses Handwercks nicht bedürffen wird.

MASANIELLO. Da behüten mich alle Heiligen davor / daß ich den Nahmen haben wolte / als wenn ich eines Hellers wegen zu diesem Anlauff Anlaß gegeben hatte. Das Volck hat mich zum Obersten erwehlet / damit wil ich so lange dienen / biß man keines Obersten bedürffen wird. Das heist / wenn der Göttliche Beruff wieder vorüber seyn wird / so wil ich meinen alten Beruff wieder anfangen.

PHILOMARINI. Mein geliebter Sohn mag nach seinem Gefallen handeln. Indessen / was haben wir vor Hoffnung zu einem Vergleiche?

MASANIELLO. Jhr Excellentz haben gute Macht in die Kirche herunter zukommen; denn das Exemplar von dem Privilegio befindet sich gar richtig.

GEONINO. Wir haben es mit allem Fleisse examiniret / und halten es vor das warhafftige Original.

VITALE. Weil auch jhr Excellentz in der itzigen Schrifft nichts anzügliches eingerücket hat / so werden wir uns desto eher behandeln lassen.

GEONINO. Vor wenig Tagen ward uns als Rebellen Perdon versprochen / da wir doch den König vor unsern Herrn halten / und nimmermehr gedencken einer Rebellion schuldig zu seyn.

VITALE. Eben dieses verursachte einen neuen Wiederwillen.

PHILOMARINI. Jhr liebsten Söhne / wo man vom Frieden handelt / da muß man die Resolution haben alles vergangene zu vergessen.[91]

MASANIELLO. Es soll auch vergessen seyn. Jhr Eminentz spatzieren in die Kirche zuvor hinein / ich wil bald Ordre geben / daß sich das Volck zu Verlesung der Privilegien versamlen soll.

PHILOMARINI. Was den GOttesdienst betrifft / da wollen wir nichts versäumen. Geht ab.

MASANIELLO. GOtt lob / daß wir diesen Brieff in den Händen haben! das soll die Grundfeste seyn / darauff unsere Freyheit bestehen wird.

GEONINO. Sie haben mit jhren Schaden gelernet / was den wiederspenstigen Tyrannen noch weiter begegnen könte.

VITALE. Allein was hat Signor Peronne vor eine Verrichtung / daß er sich so bemüht erweiset?


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 90-92.
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