Achter Aufftrit.


[96] Xaverio, Allegro.


ALLEGRO. Herr Pater, ist kein Platz in seiner Zelle mehr übrig? Wo mich die Feinde bekommen / so bin ich des Todes.

XAVERIO. Und wo sie euch an diesem Orte antreffen / so müssen wir vor schuldig mitleiden.

ALLEGRO. Es wird nicht offenbahr werden.

XAVERIO. So wil ich keinen Anlaß zu meiner Gefahr geben.

ALLEGRO. Ich geh aber nicht weg.

XAVERIO. So lauff ich nach dem Fenster und ruffe die Leute um Hülffe an.

ALLEGRO. Ach! wil sich niemand erbarmen? ist denn keine Mönchs-Kappe da / darein ich kriechen kan? ach Herr Pater, es ist ein geistlich Werck / wenn man einen Menschen beym Leben erhalten kan.

XAVERIO. Was wil ich thun? Dieser Mensch betrübet mich / daß ich seine Wohlfahrt befördern muß / werfft euer Kleider von euch / ich wil sehen / wo Rath zu einer Kappe geschaffet wird.


Geht ab.


ALLEGRO. Gute Nacht du Banditen-Kleid / so lange du an meinem Leibe bist / so werd ich meines Lebens nicht sicher seyn.


Er wirfft die Peruqve nebst dem Kleide weg und steht wiederum als ein leibhafftiger Pickelhering da.


Nun wil ich sehen / was der Herr Pater zu der neuen Gestalt sprechen wird.

XAVERIO komt wieder. Da ist ein Kleid.

ALLEGRO. Wer wil einen Schelm verkleiden helffen? Bekenne oder ich stürme dir das Kloster.[97]

XAVERIO. Ach gnädiger Herr. Meinem Frater war eine Kappe zurissen / so bat er mich um eine andere / biß sie wieder könte angerichtet werden.

ALLEGRO. Du hast einen Banditen in der Paruque damit verkleiden wollen.

XAVERIO. Mir geschieht als einer geistlichen Person unrecht.

ALLEGRO. Thustu als eine Geistliche Person unrecht so mustu doppelt gestrafft werden.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 96-98.
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