Zehender Aufftrit.


[99] Caraffa, Matelone.


CARAFFA. Nicht so furchtsam Herr Bruder.

MATELONE. Wir sind verlohren / wo wir die Lufft von Neapolis eine Viertel Stunde länger geniessen wollen.[99]

CARAFFA. Das wust ich ohne dem wohl / daß ich den Haß des allgemeinen Volckes verdienen würde. Indessen wil ich hoffen / es wird in Neapolis noch ein Winckel übrig sein / welchen die verfluchten Hunde nicht erforschen sollen.

MATELONE. Ich habe meine Pferde schon fertig / damit ich auf der Post den rasenden Buben entrinnen kan. Wil der Herr Bruder mir Gesellschaft leisten / so wird er desto leichter über solche Buben triumphiren können.

CARAFFA. Wenn alle von Adel auf die Flucht gedencken wollen / so hat der Pöbel gewonnen Spiel.

MATELONE. Und wenn sich alle von Adel wollen todt schlagen lassen / so wird niemand übrig seyn / der den Pöbel das gewonnene Spiel zuschanden macht.

CARAFFA. Ich kan den Vice-Roy nicht verlassen.

MATELONE. Und ich kan mich selber nicht versäumen. Doch es solte mir leid seyn / wenn mein Herr Bruder seine Resolution allzu spät bereuen möchte.

CARAFFA. Wir haben beiderseits eine gute Intention, und obgleich die bisherigen Anschläge sind verderbet worden / so werden wir doch bey unserer guten Sache nicht verzweifeln dürffen.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 99-100.
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