Neundter Aufftrit.


[133] Buffone, hernach Allegro.


BUFFONE in einem langen Fuhrmanns-Kittel. Ich weiß nicht / was Sanct Velten wieder vor neue Händel auf die Bahne bringt: Ich komme herein in die Stadt / und wil ein bißgen zuhorchen / ob unser Stehlen und Rauben auf dem Lande noch lange passiren möchte. So lauffen mir alle nach und schreyen: du Mausekopff im langen Rocke / weg mit der Schelmischen Hülle / oder du kömmst an Galgen. Nu sprech ich immer / unsre Stücken seyn offenbahr. Ach ich[133] gebe drittehalb Ziegen drum / wenn ich zehn Meilen von Neapolis wäre / ich wolte mich gerne biß auff mein Dorff wieder heim betteln. Aber ach! was kömt da vor ein Kerl / O wer sich verbergen könte / wie fürcht ich mich!

ALLEGRO auff der andern Seite. Wie bin ich den heutigen Tag so gar jämmerlich geplaget worden. Meine junge Narren wolten zu fressen haben / meine Untergebene examinirten mich in der Fecht- Kunst / und wer weiß / was ich noch für ein Ende nehme; Hui / daß dort einer steht / der mich umbringen wil. O ich fürchte mich.

BUFFONE. O jhr Leute / was sagt der böse Kerl? mein Hertz zittert mir wie ein Ziegen Schwantz.

ALLEGRO. O jhr Leute / der Kerl redt gar heimlich / sein Hertz geht gewiß mit bösen Tücken um.

BUFFONE. Ich schliche gerne davon / wenn ich könte.

ALLEGRO. Ich kenne den thörichten Hund wohl / weil ich stehe / so steht er auch. Aber wo ich lauffe / so läufft er mir nach / und beist mich ins Bein.

BUFFONE. Ach / wer sich nur fein barmhertzig stellen könte / daß der böse Herr Mitleiden mit mir hätte.

ALLEGRO. Ich dencke / das Ausreissen kömt an mich zu erst.

BUFFONE. Mein kläglich Gesichte / thut wenig bey der Sache: ich muß bitten.

ALLEGRO. Nun last sehen / wer kan am besten lauffen.

BUFFONE. Ach Gnade!

ALLEGRO. Wer rufft mich / O der Mann kömt / O das böse Ding geht mir zu Leibe!

BUFFONE. Ach Gnade!

ALLEGRO. Schlechte Gnade! ich mercke dich schon. Gestern ward einer gehangen / der ruffte so lange biß jhm der Strick an die Kehle kam: O Gnade! Gnade! Gnade! Gnade / Gnade! O Gna – – – – ich muß jhm Antworten: nicht Gnade!

BUFFONE. Au / das thut weh / die Gnaden-Thür ist versperret. O Herr.[134]

ALLEGRO. Was sagt er? Komm her? Komm du her.

BUFFONE. Ich soll hinkommen / es wird mir gehn.

ALLEGRO. O er kömt her / nun kan ich mein Unglück nicht über sehen. O wie hertzhafft bin ich.


Sie treten gegen einander und zittern.


BUFFONE. Ich habe nichts gethan.

ALLEGRO. Aber desto mehr wiltu mir thun.

BUFFONE. Soll ich gehn.

ALLEGRO. Sol ich gehn?

BUFFONE. Ja.

ALLEGRO. Ja.

BUFFONE. Nun ist mein Weg der weiteste.


Geht ab.


ALLEGRO. Und ich wil mich in das erste Mäuseloch verkriechen: der Kerl war ein Spion, und soll nachforschen / wo ich hinkomme. O du liebes Unglücke! wären nur noch acht Tage vorbey / darnach wil ich gerne sterben.


Geht ab.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 133-135.
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