Dritter Auffzug.

[23] Die Vorigen. Robert, Cammer-Herr. Leo, Hoff-Juncker.


ROBERT. Ihr Gnaden haben uns gestern befohlen / daß wir uns um diese Zeit einstellen sollen: also wollen wir uns erkundigen / ob sie diese Nacht wohl geruhet haben.

LEO. Hiernechst wolten wir fragen / ob es noch dabey[23] bliebe / daß wir mit einander auff die Jagt spatzieren reiten wolten?

MIERTEN. Hört doch / redet mir nicht zu viel untereinander: was schierts denn euch? ob ich wohl oder übel geschlaffen habe: und wenn hab ich euch gesagt / daß ich will auff die Jagt reiten?

ROBERT. Sie werden im Schlaffe nicht alles vergessen haben?

LEO. Der gestrige Trunck war noch erleidlich / Ihr Gnaden werden unser Andencken nicht im letzten Glase gelassen haben.

MIERTEN. Last mich nicht schweren / ich kenne euch fürwahr nicht.

ROBERT. Wir müssen aber unser Bekandtschafft nachkommen / und Euer Gnaden auffwarten.

LEO. Es würde uns eine grosse Schande seyn / wenn Euer Gnaden unsre treue Dienste nicht ferner gebrauchen wolten.

MIERTEN. Ich bleibe dabey / ich bins nicht / und wenn ihrs nicht glauben wollet / so sehet ihr mich in Lebens-Grösse. Er springet zum Bette heraus.

ROBERT. Ey Ihre Gnaden schämen sich doch vor dero Diener / sie kleiden sich doch in etwas an.

LEO. Kammerdiener / wie stehts denn um die Kleider? gebt doch zum wenigsten die Bein-Kleider her.

CORNELIS. Ihr Gnaden soll ich helffen / oder wollen sie selber so gut seyn und hienein steigen?

MIERTEN. Ie was gehn mich die Hosen an? welcher Dieb hat mir denn meine gestohlen?

CORNELIS. Sie habens ja gestern befohlen / sie kommen nur hinter den Vorhang und lassen sich in etwas ankleiden.

MIERTEN. Last mich nur die Hosen an die Beine kriegen / daß ich unter die Leute lauffen kan / ich will den Schelmen wohl kriegen / der mir meine Hosen genommen hat.


Sie gehen mit einander hinter das Bette / da zeucht er Hosen an / Strümpff und Schuh.


ROBERT. Ich sehe wohl der Bauer will sich noch nicht in die Herrligkeit finden.[24]

LEO. Es ist auch ein Grosses / wenn sich ein Bauer zu Fürstl. Gedancken schicken soll.

ROBERT. Unterdessen giebt es an unserm Hofe viel Exempel / daß mancher / der seinen Qvalitäten nach / nicht viel besser ist / als ein Bauer etwan einen unverdienten Gnaden-Blick von dem Fürsten bekömmt / und da ist des vorigen Standes auff einmahl vergessen / und was ihm träumet / das muß Fürstlich seyn.

LEO. Ich mercke / wohin der Herr Bruder zielet / doch es fehlt dem Bauer noch ein Gnaden-Blick / der ihn bey solcher Einbildung bestätigen kan.

ROBERT. An statt des Gnaden-Blickes werd ich eine artige Person spielen müssen / das ist / ich muß ihn bereden / daß ich sein bester Freund auff der Welt bin / damit soll es keine Difficultäten setzen / und wenn wir gar einen König aus ihm machen wolten.

LEO. Das ist auch die beste Kunst auff der Welt / wer sich mit nichts betrügen läst / der muß sich durch einen simulirten Freund hinter das Licht führen lassen.

ROBERT. Der Anfang ist etwas schwer / ehe man die Leute so viel bereden kan / daß sie der Freundschafft trauen / und da werd ich meine Kunst müssen zusammen nehmen.

LEO. Der Herr Bruder weiß schon / wie er die Gnade des Fürsten durch artige Mittel erhalten soll.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 23-25.
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