Sechzehender Auffzug.

[50] Die Vorigen. Cornelis, Cammerdiener.


CORNELIS. Ihr Gnaden / ich habe mich bald zu Tode gelauffen / daß ich Sie suchen soll.

MIERTEN. Wer die Leute am unrechten Orte suchet / der läufft vergebens.

CORNELIS. Wenn auch der rechte Ort bekandt ist.

MIERTEN. Was giebt es neues / daß man meinetwegen so lauffen muß.

CORNELIS. Ihr Fürstl. Durchl. wollen zur Taffei gehen / sie warten nur auff Ihr Gnaden.

MIERTEN. Ich habe mich lange gekränckt / daß zu Hofe alles mit dem Fressen zu langsam wird. Hätte ich nicht meinen Labsal beym Jungfern gehabt / ich wäre schon in meiner Sehnsucht verzwatschelt.

CORNELIS. Also haben Ihr. Gnaden zu eilen / weil die andern vielleicht in gleicher Sehnsucht begriffen sind.

MIERTEN. Nun Ihr Jungfern / kommt / bey Tische solt ihr sehn / was ich vor ein Freyer bin. Denn wie sich einer zum Fressen schickt / so schickt er sich zum Liebhaben.

CORNELIS. Ihr Gnaden lassen nur das Frauen-Zimmer zu rücke / sie pflegen an einem besondern Orte zu speisen.

MIERTEN. Ie nu nach Tische wollen wir schon wieder beysammen seyn / wenn man hungrig ist / so kan man ohn dem[50] nicht viel auffs Weibs-Volck sehen / nun weiset mir den Weg / ihr Jungfern wohl bekomm euch die Mahlzeit.


Cornelis und Mierten gehen ab.


HEINRICH. Ihr lieben Kinder / der Abschied war recht Alt-Deutsch gegeben.

ADELHEIT. Ich wolte daß iemand anders an meine Stelle hätte treten sollen / der Fürste sahe uns zu / und wir solten mit dem Narren viel Possen machen.

HEINRICH. Ich halte wenn der Fürst nicht da wäre / und iemand von meiner Gattung solt an des Bauern Stelle treten / so wäre die Kurtzweile etwas angenehmer.

ERDMUTH. Davon können wir nicht judiciren / bißweilen sind die Leute falsch / und man muß sich in Complimenten gar zu sehr in acht nehmen.

HEINRICH. Ach ihr redlichen Kinder / ihr seyd die Jungfern darnach / daß ihr mir von einer Falschheit predigen sollt / ich halte der Bauer hat viel Haare im Barte zu Pfande geben müssen / aber es leben noch mehr Leute in der Welt / die vielleicht ein Exempel von ihrer Falschheit anzuführen wissen.

ADELHEIT. Wenn der Herr ungläubliche Sachen reden will / so breche er nur nichts ab.

ERDMUTH. Und wenn er eine falsche Zeitung erdencken will / so mache ers nur so mercklich / daß niemand betrogen wird.

HEINRICH. Ich bedancke mich vor die gute Lehre / doch ehe ich zur Mahlzeit gehe / so wünsche ich in kurtzer Zeit so viel Ducaten / so viel sie Beute von dem Bauer-Fürsten gemachet haben.

ADELHEIT. Und ich wünsche ihm / daß er noch so viel Jahre auff die Liebste warten muß.

ERDMUTH. Und daß auch die Liebste so viel Jahre alt wird.

HEINRICH. Der Himmel bestätige den Wunsch / nur daß wir in einem Jahre mit einander Hochzeit haben / und hierauff lassen sie sich die Mahlzeit wohl bekommen. Geht ab.

ADELHEIT. Der Mensch ist lose / ich möchte ihm wohl ein klein Unglück wündschen / daß er lernte fromm seyn.

ERDMUTH. Es ist besser lose als angebunden / wenn er gar zu[51] fromm wäre / so schickte er sich auch nicht in unsere Compagnie. Komm nur fort / daß wir die Mahlzeit nicht versäumen.


Quelle:
Christian Weise: Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer. Stuttgart 1969, S. 50-52.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der niederländische Bauer
Ein wunderliches Schau-Spiel vom niederländischen Bauer