Siebender Auffzug.


[168] Die Vorigen. Czenko, Woko, Bäbel, Hinko und die Bauern.


CZENKO. Sa COURAGE / so muß man die Königs- Diebe zu Schanden machen.

WOKO. Und so muß man die Verräther in ihrem Neste bestricken.

CZENKO. Sieh da / ist das der Ort / da der König seine RESIDENZ auffzuschlagen pflegt?

WOKO. Und ist das der Ort / da ein ehrlicher Unterthan seinen König suchen soll?

CZENKO. Höre du Kerl.

BERTHOLD. Der Herr verzeihe mir zwar ...[168]

CZENKO. Ey nun wird zu langsam an die Verzeihung gedacht / du hast dich an der Majestät beleidiget / und das Unglück / das auff deinen Kopff kommen soll / das wird durch keine Verzeihung gemildert werden.

WOKO. Und die Straffe soll auff deinem Kopffe nicht beruhen / du solt noch andre Geferten bekommen. Gnade Gott der armen Stadt / daß sie nicht vor eure Boßheit büssen muß.

BERTHOLD. Ich habe meinen König und meinen Landsherrn beherberget / wenn ich dasselbe nicht gethan hätte / alsdenn hätte ich die Straffe verdienet.

CZENKO. Ein anders ist beherbergen / ein anders leichtfertiger weise verstecken. Doch dieser Punct gehöret vor ein ander Gerichte. Das ist die Braut / darum wir tantzen / dieser König muß uns geliefert werden.

RUDOLF. Ihr Herren / wenn er ein König heissen soll / so muß er auch besser RESPECTIret werden.

CZENKO. In einem gemeinen Bürger-Hause lässet sich der König nicht RESPECTIren / wenn er wird auff Prage kommen / so wollen wir an unsere Schuldigkeit gedencken.

RUDOLF. Wo ein König seine Unterthanen hat / da ist man ihm auch den RESPECT schuldig. Ich sag es noch einmahl / der Himmel wird die Grausamkeit straffen / die an dem unschuldigen Könige verübet wird.

CZENKO. Da steht des jungen Königes sein Herr INSPECTOR, der hat Macht zu CONTRADICIren / wenn der Majestät etwas zu leide geschicht.

RUDOLF. Eben dieser INSPECTOR mag sehen / wo er sich vor der redlichen Welt LEGITIMIren wird.[169]

CZENKO. Schweig du junger Kerl / laß diß dein letztes Wort seyn / sonst will ich dir die Rede verbieten.


Sie schreyen alle zusammen: Au weh! wir müssen sterben.


CZENKO. Ihr Weibischen Bestien / da lieget eure COURAGE, ihr solt auch nicht so gut seyn / daß ihr unsern Zorn empfindet / es sollen sich andre Leute anmelden / die sich dazu werden gebrauchen lassen. Doch was halten wir uns auff / der König ist unser / die andern mögen bleiben wo sie wollen.

BERTHOLD. Ach ihr Herren ich bitte.

CZENKO. Was hastu zu bitten? wer sich an der Majestät versündiget / der hat die Gnaden-Thüre selber verschlossen.

MARTIN. Ich will gerne ein Stücke Dreysiegler-Tuch dazu spendiren.

CZENKO. Dein Haab und Guth soll ohn dem in unsrer Gewalt seyn.

ROSINE. Ach erbarmet euch doch über mich / wenn sonsten keine Vorbitte helffen will / und laset nur den lieben jungen Herr König leben.

CZENKO. Dessentwegen wird der König gesucht / daß er leben soll.

LISEL. Ach ihr lieben bösen Herren / ich will euch gerne meine Puppen geben / nur nehmt mir meinen lieben König WENTZELN nicht.

CZENKO. Auff die letzt werden wir uns den Kindern sollen gleich stellen / nur fort mit dem jungen Könige.

WENTZEL. Was? gesteht ihr gleichwohl / daß ich ein König bin?[170]

CZENKO. Ja das wissen wir wohl / aber ein solcher König / dem noch eine Mutter befehlen kan / und dem die Vormünder Gesetze vorschreiben können.

WENTZEL. Doch bin ich ein König.

CZENKO. Ein König soll vor dem vierzehnden Jahre nicht wissen / was er ist. Ihr seyd des Königs Sohn / wenn euch das Alter zu etwas besser LEGITIMIren wird / so wollen wir den Titul Ihr. Majestät zubeissen.

WENTZEL. Ich sehe / daß ich mir nicht helffen kan. Ach wehe! ich gehe in meinen Tod.

CZENKO. Warum dieß? wißt ihr auch / daß man sich mit so einer falschen Einbildung versündigen kan?

WENTZEL. Ach es dürstet euch nach meinen Blute. Drum schlaget mich nur da zu Boden / so hab ich diß zum besten / daß ich mich nicht lange fürchten darff.

CZENKO. Es ist an kein Todtschlagen gedacht worden. Fasset an / ein junger König der nicht folgen will / der wird im Nahmen der Königlichen Frau Mutter angegriffen.


Sie schreyen alle: O weh der König soll sterben!


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 168-171.
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