III.

[9] So ist es auch keine Lust / wenn man viel unflätige Redens-Arten oder andere säuische Erzehlungen anführet / und die kothigen Sachen in den Mund nimt / welche niemand gerne an den äußersten Absatze seines Schuches erleiden mag. Den ob gleich etliche aus dem groben und gemeinen Pöbel in solchen Sprichwörtern etwas sonderliches suchẽ wollen / also daß auch ein Quacksalber mit seinem Pickelheringe die Bauren nie besser zum lachen bewegen kan / als[9] wenn er solche Reden frey heraus fahren lässet / darbey wir in erbarer Conversation das Wort / mit Gunst / mit Urlaub / Salvo honore, mit Züchten zu reden / und dergleichen vorzusetzen pflegen: Jedennoch wird dieser Lumpen Gattung wegen kein Buch geschrieben; und wenn es auch auff solche Leser eingerichtet würde / so müste doch Anfangs eine Erinnerung ergehen / daß sich erbare Leute vor der Unfläterey zu hüten wüsten. Inmassen ich einmahl den Rath gegeben / man möchte bey einen anitzo ungenanten Buche die Unkosten daran wagen / und ein Kupfer darzu bestellen / da sich eine Sau in jhren gewöhnlichen Ambra herum weltzete / mit der Uberschrifft: CUI NON EST BALSAMUM; HUIC NON EST PHARMACUM. Das ist / wer diese Materie vor keinen Balsam hält / der mag sich davon keine Artzney wieder die lange Weile bestellen.

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Christian Weise: Kurtzer Bericht vom politischen Näscher, Leipzig 1680, S. 9-10.
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